: Ausgesprochen pfiffig
■ Wissenschaftssenator Hajen steht zu HfbK-Präsidentin Adrienne Goehler
Potentiell beleidigt war Wissenschaftssenator Leonhard Hajen noch vor drei Wochen, gestern zeigte er sich überwiegend heiter. Er werde Adrienne Goehler „für die Bestellung zur HfbK-Präsidentin vorschlagen“, verkündete er gestern der Presse. Wiedergewählt worden war Goehler bereits im November vergangenen Jahres. Und die „Freiheit von Lehre und Forschung“ sei ein „sehr hohes Gut“, meinte Hajen. Unter dessen Schutz falle auch die Wahl Goehlers durch das Konzil der Kunsthochschule.
Eine Stellungnahme der Deputierten der Behörde war Ende April allerdings vertagt worden, da Goehler sich während einer Fernseh-Talkshow mutmaßlich beleidigend über Männer im allgemeinen und über die in Bürgerschaft und Hochschulbetrieb im besonderen geäußert haben sollte.
Er sei mit verschiedenen Juristen zu der Auffassung gelangt, so Hajen, daß Goehlers Äußerungen kein beleidigender Charakter innewohne. Sie habe im Gegenteil „ausgesprochen pfiffig argumentiert“. Zu prüfen, wie und wo die Präsidentin der Hochschule für bildende Künste (HfbK) mit ihrer „Pfiffigkeit“ aneckt, sei nicht die Aufgabe der Fachbehörde. Sie prüfe, ob die Wahl auf entsprechender gesetzlicher Grundlage erfolgt ist. Auf dieser Basis spreche die Wissen-schaftsbehörde eine Empfehlung für den Senat aus; auch die Deputation hat keine Entscheidungsbefugnis und nimmt lediglich zur Empfehlung Hajens – als Präses der Behörde für Wissenschaft – Stellung.
Eine solche Stellungnahme der Deputierten ist für den heutigen Dienstag geplant. Voraussichtlich eine Woche später wird der Senat über eine „Bestellung“ Goehlers zur Hochschulpräsidentin entscheiden. Die Zustimmung der Senatoren und des Bürgermeisters hält Hajen trotz aller Hochschulautonomie nicht für gesichert. Es gebe „durchaus einen Dissens“ und die Notwendigkeit abzuwägen. Insbesondere der Bürgermeister sorge sich um das Image der Hochschule. Sollte der Senat die Wahl der nicht bestätigen, rechnet Hajen mit einer Klage des HfbK-Konzils.
Stefanie Winter
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