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Archiv-Artikel

Aus wegen Strompreis

Hamburger Aluminium-Werk soll geschlossen werden, falls HEW keinen günstigen Versorgervertrag anbietet

HAMBURG taz ■ In der norddeutschen Aluminium-Industrie drohen bis zum Jahresende 900 Arbeitsplätze verloren zu gehen. Sollte es nicht bis zum Oktober gelingen, einen günstigen Stromliefervertrag für das Hamburger Aluminium-Werk (HAW) abzuschließen, wird die Hütte zum Jahresende teilweise stillgelegt, teilte die HAW-Geschäftsführung gestern mit.

Der Beschluss der HAW-Gesellschafter Norsk Hydro, Alcoa und Amag würde den Verlust von 450 Arbeitsplätzen nach sich ziehen. Bereits beschlossene Sache ist die Schließung des Aluminiumwerks der Norsk Hydro in Stade mit weiteren 450 Arbeitsplätzen. HAW bat Bundeskanzler Gerhard Schröder und Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel in offenen Briefen gestern, kurzfristig für einen Industriestrompreis zu sorgen, wie er in Spanien oder Italien angeboten werde. „Das einzige Standortproblem für uns in Deutschland ist der Strompreis“, sagte Geschäftsführer Hans-Christof Wrigge.

Zum Jahresende läuft der langfristige Liefervertrag zwischen der Vattenfall-Tochter HEW und dem HAW aus. Dieser stammt noch aus den Zeiten, als die HEW der Stadt Hamburg gehörte und die Aluhütte zum politischen Preis mit dem Strom aus den benachbarten Atomkraftwerken belieferte. Heute orientiert sich HEW/Vattenfall an der Strombörse in Leipzig, wo die Preise in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind.

Für das Aluminiumwerk ist das fatal, denn die Stromkosten bilden noch vor den Rohstoffkosten den größten Posten auf seiner Rechnung. Dass die Strompreise in Deutschland besonders hoch sind, liegt nach Ansicht der Industrie vor allem am schlecht funktionierenden deutschen Strommarkt. Die Börse werde von den vier großen Versorgern Eon, RWE, EnBW und Vattenfall dominiert, die außerdem die wenigen Kuppelstellen kontrollierten, über die ausländischer Strom ins Land gelangen könne.

GERNOT KNÖDLER