: Aus anderen Zeiten
AUSSTELLUNG Das Focke-Museum setzt eine Sommer-Tradition fort und präsentiert eine Werkschau des berühmten Foto-Journalisten Robert Lebeck
Wenn das abgegriffene Wort von der „Ikone“ noch irgendwo passt, dann bei ihm: Robert Lebeck. Und das nicht nur ob seines berühmtesten Bildes „Des Königs Degen“, ein Werk von 1960. Ein junger schwarzer Kongolese stiehlt dem belgischen König Baudouin bei einer Parade im offenen Wagen in Léopoldville seine Waffe. Bis heute ein Sinnbild der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Zugleich Lebecks „Visitenkarte“, wie er selbst sagt, und ein glücklicher Schnappschuss für die Ewigkeit.
Derzeit ist er im Focke-Museum zu sehen, das dem Fotojournalisten gerade eine Retrospektive widmet. Es ist eine weit über 200 Bilder umfassende Auswahl einer großen Werkschau, die 2009 in Berlin zu sehen war. Zugleich führt das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte hier seine liebenswerte Tradition fort, herausragenden, aber ganz und gar unbremischen Fotografen eine wundervolle Ausstellung zu widmen, zuletzt Andreas Feininger und Gisèle Freund. Lebeck selbst sagt, er vermisse keines seiner Bilder aus der Berliner Ausstellung. Die Schau dokumentiert die Geschichte der Nachkriegswelt und erzählt zugleich von jenen Zeiten, als Verlage ihre Fotografen noch sechs Wochen etwa nach Spanien schickten, um dort das Leben in Bildern einzufangen.
Lebeck, 30 Jahre lang Foto-Reporter beim Stern zu dessen besseren Zeiten, ist heute ein bedächtiger, charmanter Herr von 81 Jahren, der – wie seine Bilder – ohne künstlerischen Impetus auskommt. Den listigen Blick in seinen Augen hat er sich behalten. Er zeugt von einem, der im positiven Sinne ein Paparazzi war, der Motive jagte und erbeutete, dabei ohne große Inszenierungen auskam, ohne die später bei seinesgleichen übliche Entourage. Seine Bilder wirken stets lebendig und fast nie gestellt. Nicht allein, weil sie in ihrer Körnigkeit ohne die heute standardmäßigen digitalen Glättungen auskommen, sondern weil sie Geschichten erzählen, den Mensch hinter der prominenten Figur ergründen. Sicherlich kam Lebeck dabei gelegentlich zupass, dass Menschen wie Alfred Hitchcock oder Romy Schneider den Blick der Kamera kannten, mit ihm kokettierten. Sie wussten, was der Fotograf von ihnen wollte.
Und doch: Robert Lebeck – als Foto-Journalist ein Autodidakt – weiß, was es heißt, das berühmte „gute Bild“ zu machen: „Man muss bereit sein, Regeln zu brechen.“ Und zwar auch gegen erklärte Widerstände. Ohne mehr zu verletzen als die Etikette. mnz
Bis 15. August, Focke-Museum