■ Aus Medizin und Forschung: Kamelunfälle
Berliner und Berlinerinnen, die auf dem Weg zur Arbeit von einem Kamel verletzt worden sind, können jetzt auf Hilfe hoffen. Sie sollten sich an das Universitätsklinikum Steglitz wenden, sich allerdings dabei beeilen. Denn wie die Pressestelle informierte, gastiert dort seit gestern und nur noch bis zum 2. August 1993 Professor Nabil Borai, Leiter der Orthopädischen Klinik des Zayed Military Hospitals in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). Um Mißverständnisse über Behandlungsmethoden bei der Kamelitus zu vermeiden, dokumentieren wir den Pressetext wörtlich:
„Professor Borai ist Spezialist auf dem Gebiet der Wirbelsäulenbrüche, die sehr häufig bei Kamelrennen vorkommen, wenn der Reiter vom Kamel fällt oder wenn bei Dunkelheit PKWs gegen Kamele fahren, die die Straße überqueren. Dabei fährt der PKW mit dem Vorderteil unter das Kamel, dessen Körper etwas über der Motorhaube liegt und bei dem Fahrer und Beifahrer den Kopf nach hinten umknickt, was zu Brüchen der Halswirbelsäule führt. In schweren Fällen kann der Kopf abgerissen werden.“
Wie die taz aus zuverlässigen Quellen erfuhr, gibt es leider noch keine empirisch abgesicherte Methode, abgerissene Köpfe an Wirbelsäulen zu verschrauben. Herr Professor Borai beschränkt sich deshalb bei seinem Beobachtungsbesuch in der Neurochirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums auf das derzeit Machbare. Er wird die Arbeit seines Kollegen Mario Brock beobachten, der sich auf die Stabilisierung von verletzten Wirbelsäulen durch Verplattung spezialisiert hat.
Nach Informationen Berliner Zahnärzte wird derzeit auch ein deutsch-arabisches Forschungsprojekt über die Frage, wie Kamelbisse geheilt werden können, vorbereitet. Weil diese Wunden, soweit in Berlin feststellbar, großflächig sind, wird über eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Chirurgen der Charité nachgedacht. Nicht zu erfahren war, ob die Zigarettenfabrik Camel sich bereit erklärt hat, die notwendigen Fortbildungsmaßnahmen in den Emiraten zu unterstützen Anita Kugler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen