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Vom Nachttisch geräumtAugenmenschen

■ Karl Ruhrberg: "Die Malerei in Europa und Amerika 1945 - 1960 - Die zweite Moderne"

Vierzig Gemälde aus den Jahren 1944 bis 1961 von Jean Fautriers „Geisel“ bis Jasper Johns' „Landkarte“: jeweils eine eingeklebte farbige Reproduktion, daneben eine Seite Text, eingeleitet von 40 Seiten mit 77 Schwarzweißabbildungen. Eine hervorragende erste Einführung ins Thema. Karl Ruhrberg hat den Sachverstand und die Souveränität, um auf knappestem Raum jede Menge Informationen und – wichtiger noch – ein Interesse zu vermitteln, das den Leser und Betrachter nach der Lektüre des Buches nicht verlorengehen wird. Ruhrberg folgt keiner Mode, auch keiner postmodernen: „Ob das Thema Avantgarde ein für allemal abgehakt ist, wie die Auguren heute zu wissen glauben, wird die Zukunft erweisen. Die resümierende, zitierende und interpretierende Postmoderne als kreatives, retardierendes Intervall innerhalb einer spätalexandrinischen von tiefer Skepsis geprägten Kultur hat offenbar ihren Kulminationspunkt bereits wieder überschritten.“ Man erinnere sich: Kaum war die skeptische Generation ausgemacht und ausgerufen, da wurde sie schon von der engagierten verdrängt. Den Totsagern der Utopie wird es nicht anders gehen. Der Leser sollte nicht durch das Buch eilen, sondern sich die Zeit nehmen, die Bilder neben dem Text zu betrachten. Erst aus der Muße entsteht die Spannung, in der man die Werke zu erkennen beginnt. Man betrachte zunächst die Bilder und wende sich dann Ruhrbergs Texten zu. Vielleicht pro Tag nur ein Bild. Ruhrbergs Buch wäre dann so etwas wie ein Brevier für Augenmenschen und solche, die es werden wollen.

Karl Ruhrberg: „Die Malerei in Europa und Amerika 1945–1960 – Die zweite Moderne“. DuMont, 135 Seiten, 77 Schwarzweißabbildungen, 40 eingeklebte Farbreproduktionen, 94DM

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