: Auftragsboom bei Boeing
■ Verdoppelung der Passagiere bis zum Jahr 2000 / Dividende rauf - Lieferzeiten immer länger
New York (dpa) - Die Boeing Company, Seattle, kann sich vor Aufträgen kaum noch retten. Am Mittwoch bestellte die US -Fluglinie United Airlines 250 Maschinen vom Typ 737-300 120 Festbestellungen und 130 Optionen. Die Triebwerke soll das amerikanisch-französische Gemeinschaftsunternehmen (General Electric/SNECMA) CFM International liefern.
Boeing hatte erst vor einer Woche ihren bisher größten Einzelauftrag von der irischen Leasing-Gesellschaft GPA Group Ltd. (Shannon) erhalten, die auch bei der europäischen Boeing-Konkurrenz Airbus Industrie und bei dem US -Wettbewerber McDonell-Douglas (MD) bestellt hatte. GPA orderte 182 Flugzeuge drei verschiedener Typen für insgesamt 9,4 Milliarden Dollar bei Boeing.
Der Auftragboom schlägt sich in den Ergebnissen des weltgrößten Flugzeugherstellers nieder: Im 1. Quartal konnte Boeing einen Reingewinn von 161 Millionen Dollar vorlegen, das sind 18 Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Prompt setzte Boeing diese Woche die Dividende herauf. Auch CFM präsentiert glänzende Ergebnisse: 1988 hatte der Düsenhersteller insgesamt 6,34 Milliarden Dollar umgesetzt. In den ersten vier Monaten 1989 wurden mit dem United-Auftrag nun bereits Triebwerke für insgesamt vier Milliarden Dollar verkauft.
United Airlines wollte die Neuanschaffungen bereits im letzten Herbst bekanntgeben, wollte dann aber lieber die Tarifverhandlungen mit den Piloten und Flugbegleitern abwarten. Nun mußte United die Bestellung doch aufgeben, obwohl die Gespräche noch andauern, da die Auftragsflut bei Boeing die Lieferzeiten verlängert. Besondere Lieferengpässe bestehen bei dem beliebten 747-400-Jumbo-Jet, bei dessen Auslieferung zu Beginn des Jahres Verzögerungen eingetreten waren. Versuche, die Produktion sämtlicher Modelle zu beschleunigen, werden durch einen akuten Mangel an Facharbeitern behindert.
Bei Boeing gingen allein seit Jahresbeginn bis zur United -Bestellung Aufträge für 319 Flugzeuge im Wert von insgesamt 19,7 Milliarden Dollar ein. Erst am Dienstag war noch ein Auftrag der amerikanischen US-Air Group Inc. über 18 Flugzeuge und 36 Optionen mit einem Gesamtwert von 1,7 Milliarden Dollar hinzugekommen. Boeings Umsatz nahm im ersten Quartal um zehn Prozent auf vier (Vorjahr: 3,61) Milliarden Dollar zu . Für 1989 rechnet das Unternehmen mit etwa 22 Milliarden Dollar Gesamtumsatz.
Als Grund für den Order-Boom nennen Fachleute steigende Passagierzahlen und den Ersatz veralteter Maschinen. Bis zur Jahrhundertwende wird sich Schätzungen zufolge die Zahl der Flugpassagiere auf jährlich zwei Milliarden verdoppelt haben. Dies erfordert nach GPA-Schätzungen den Kauf von 7.000 neuen Düsenmaschinen und 3.500 neuen Turboprop -Maschinen im Gesamtwert von über 425 Milliarden Dollar.
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