: Auftrag: Irreführung
■ Mecklenburg-Vorpommerns Polizei soll Camping-Überfälle verschweigen
Schwerin (AFP) – Ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Existenz eines Maulkorberlasses des Schweriner Innenministeriums an die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt. Die Polizeidirektion Schwerin habe am vergangenen Samstag eine Mitteilung vom Lagezentrum der Landespolizei bekommen, wonach Übergriffe auf Zeltplatztouristen und Schlägereien auf Campingplätzen nicht mehr den Medien mitzuteilen seien, sagte Klaus Wichmann vom GdP-Kreisverband Schwerin gestern im Rundfunk.
Der Staatssekretär im Innenministerium, Klaus Letzgus (CDU), hatte dagegen zuvor einen Bericht des Neubrandenburger Nordkurier über einen solchen Erlaß zurückgewiesen. Der Sprecher des Innenministeriums, Schlender, sagte, das Ministerium bleibe bei seiner Darstellung. Letzgus erklärte, wegen der sich zeitweise widersprechenden Meldungen über den Überfall von Jugendlichen auf eine am Plauer See zeltende Jugendgruppe seien die Polizeistationen am Samstag lediglich mündlich auf die Einhaltung des Medienerlasses der Landespolizei hingewiesen worden.
Nachdem vier Vorfälle auf der Insel Usedom am vergangenen Wochenende erst verspätet und nur auf Nachfrage den lokalen Medien mitgeteilt wurden, hatte noch am Dienstag das Ministerium die Existenz jeglichen Erlasses, der die Weitergabe von Informationen über Zeltplatzübergriffe einschränkt, vehement bestritten.
Der innenpolitische Sprecher der PDS-Fraktion im Landtag, Gerd Böttger, sagte, Letzgus habe in der Sitzung des Innenauschusses am vergangenen Montag nichts von den erneuten Überfällen am Wochenende gesagt, obwohl SPD- Fraktionschef Harald Ringstorff ausdrücklich danach gefragt habe.
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