Auftakt von Informationsreihe: Intakte Körper
■ Vorträge gegen Genitalverstümmelung
In Deutschland leben mehr als 20.000 Immigrantinnen, die Opfer von Genitalverstümmelung (FGM) geworden sind. Nun gehe es darum, deren hier lebende Töchter vor der Beschneidung zu schützen, sagte Christa Müller gestern in Bremen. Die Ehefrau von Ex-Finanzminister Oskar Lafontaine hat in Saarbrücken den Verein (I)NTACT gegründet, der sich dem weltweiten Kampf gegen die Genitalverstümmelung verschrieben hat. In Bremen beginnt sie heute eine bundesweite Vortragsreihe zum Thema mit der langjährigen Aktivistin und Autorin Hanny Lightfood-Klein aus New York. Organisiert wird die Reise durch neun Städte vom afrikanisch-deutschen Kulturverein Verein Nimba in Bremen, der in Zukunft Selbsthilfegruppen für beschnittene Frauen anbieten will.
„Bislang liegt kein beweiskräftiger Fall von weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland vor“, berichtet Müller, aber: „Die hier lebenden Kinder werden in ihr Heimatland geschickt oder es wird eine Beschneiderin von dort eingeflogen, um die Verstümmelungen hier auszuführen.“ Bislang gibt es in Deutschland kein spezielles Gesetz gegen FGM. Würden derartige Fälle angezeigt, drohten allerdings Strafen bis zu 15 Jahren wegen Kindesmisshandlung. Doch Niemand zeigt an: Die alten Traditionen sind tiefverwurzelt, die Scham zu groß. Aber die Justiz kann ohnehin wenig helfen, sagen die betroffenen Frauen. Sie fordern stattdessen finanzielle Unterstützung für Kampagnen in ihren Heimatländern, damit folgenden Generationen das Trauma FGM erspart bleibt. Auch in Deutschland soll Aufklärungsarbeit den hier lebenden Immigrantinnen helfen, sich in kleinen Schritten von den alten Traditionen zu lösen. C.Wi.
Samstag, 10 Uhr im Bremer Innovations- und Technologie Zentrum, Fahrenheitstraße 1.
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