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Aufruf zur Werte-Debatte

■ „Werteinitiative '93“ gegründet

Düsseldorf (taz) – In einer „Werteinitiative '93“ haben sich Politiker, Professoren und Prominente aus allen politischen Lagern zusammengeschlossen. Ziel ist, in der Bundesrepublik „eine neue Werte-Debatte“ zu initiieren, die „das Denken in Schubladen und ideologischen Lagern“ überwinden soll.

Zu den SprecherInnen dieser aus dem nordrhein-westfälischen Landesparlament hervorgegangenen Initiative zählt die grüne Landtagsabgeordnete Beate Scheffler. Sie hatte vor etwa einem Jahr scharfe Auseinandersetzungen in ihrer eigenen Partei ausgelöst, als sie mögliche Fehlentwicklungen der emanzipatorischen Erziehung für die zunehmende Orientierungslosigkeit und Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen verantwortlich machte.

Im Aufruf mit dem Titel „Werte-Erziehung im Geiste der Aufklärung ist Grundlage unserer Demokratie“ werden „falsche Gegensätze“ in der aktuellen Wertediskussion beklagt: „Um Begriffe wie Autorität, Leistung, Heimat wird regelrecht gekämpft. Die einen besetzen sie in ihrem Interesse, die anderen lehnen aus diesem Grund auch die Inhalte für sich ab.“

Unterstützt wird die Initiative von PolitikerInnen wie der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) und dem grünen Frankfurter Stadtrat Daniel Cohn-Bendit sowie den Professoren Jürgen Habermas (Frankfurt), Klaus Hurrelmann (Bielefeld) und Ulf Preuss- Lausitz (Berlin). Einig sind sie sich in dem Bekenntnis: „Erwachsene müssen Werte vorleben und erfahrbar machen!“ Verzicht auf Erziehung und „laissez-faire“ führten zu Orientierungslosigkeit bei Kindern und Jugendlichen: „Ich- Stärke kann so nicht aufgebaut, Identität nicht entwickelt werden“.

Die Initiative setzt sich für eine eine Erziehung ein, die „Gelassenheit aber nicht Beliebigkeit“ vermittle und „Regeln und Rituale“ einübe. Eine zur „Selbstwertstärkung“ führende Erziehung könne „vielfach Selbstverteidigung ersetzen“. Erwachsene müßten bereit sein, „Grenzen zu ziehen und sich auf Konflikte mit Kindern einzulassen“, Regelverletzungen müßten „Folgen haben“, damit Regeln eingeübt und akzeptiert würden. Ihr Credo lautet: „Wer keine Orientierung bietet, vernachlässigt Kinder.“ JN

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