: Auf wackligem Fundament
■ betr.: „Kohl sitzt aus“, „Krenz sitzt ein“ u.a., taz vom 26.8. 97
Prägnanter als mit der gelungenen Karikatur, die Kanzler Kohl für mindestens 16.000 Verkehrstote verantwortlich macht, kann man die Urteile gegen Krenz, Kleiber und Schabowski nicht kommentieren.
Übrigens, wer erinnert sich heute noch daran, daß Krenz nach seiner Wahl zum Staatsratsvorsitzenden, als das baldige Ende der DDR längst absehbar war, Glückwünsche von Helmut Kohl und dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker erhalten hat? Und was hat Honeckers Nachfolger eigentlich Schlimmeres getan als der ehemalige Kommunist und Verantwortliche des Krieges gegen Tschetschenien, Boris Jelzin, den Kohl als guten Freund betrachtet? Uwe Tünnermann, Lemgo
[...] Welches Gericht wird wohl einst über die Herren Kohl und Rexrodt zu Rate sitzen? Beide haben sie die Verantwortung für die größte Massenarbeitslosigkeit in Deutschland, die höchste Staatsverschuldung und größte Steuer- und Abgabenlast seit dem Zweiten Weltkrieg. Wer wird sie anklagen für jene anonyme Zahl Suizidtoter, die sich aus Verzweiflung gegen Treuhänderei und Abwicklung im Osten das Leben nahmen?
Kurz und knapp: Die Krenzsche Verurteilung steht auf sehr wackligem Fundament! Eine Justiz, die damals nazistische Massenmörder schonte, zeigt heute das Märtyrergesicht, nur weil es ihr ideologisch in den Kram paßt. [...] Name und Anschrift sind der
Red. bekannt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen