: Auf märkischen Sand gesetzt
Die blamable Abfuhr, die Berlin in der Abstimmung des IOC erfuhr, war ein Menetekel, in dem geschrieben stand, was heute die Welt von der „Hauptstadt Berlin“ hält. Leider kann Herr Diepgen aber keine Menetekel lesen. Er macht für seinen persönlichen Reinfall eher Bürger seiner Stadt verantwortlich, die verzweifelt nach Wiedererlangung ihrer Lebensqualität ringen, welche die Stadt im Westteil einmal hatte.
Nun hat also der Größenwahn der Berliner Führung und ihrer Wasserträger aus Politik, Wirtschaft und Journaille an der olympischen Sache Schaden genommen. Am Umzugswahn wird das ganze deutsche Volk Schaden nehmen, und nicht nur finanziellen. Doch den ganz besonders.
Alle, die den „Umzug jetzt“ ohne Rücksicht auf Verluste diskutieren, in einer Situation, wo die Bürger um Arbeitsplätze und Renten fürchten, wo unserer Demokratie droht, in Verdrossenheit zu versinken, handeln gegen die Interessen aller Bürger und damit auch gegen die Interessen der deutschen Einheit. Denn wenn schon nach Abstimmung dieses Beschlusses für alle nachdenkenden Menschen fragwürdig, was dieser Umzug mit der „Vollendung der deutschen Einheit“ zu tun hat, so haben die Ereignisse der nachfolgenden Zeit gezeigt, daß dieser Beschluß vollkommen auf (märkischen) Sand gesetzt war.
Wer dies nicht einsieht, muß sich für einen Fundamentalisten halten lassen, der deutsch-nationale Symbolik vor die Wohlfahrt am deutschen Volk stellt. Bei Fundamentalisten ist ja bekannt, daß ihr Wesensbezug zum Rationalismus gestört ist.
Solche Fundamentalisten waren auch die Kaputtmacher der „Weimarer Republik“. Nun möchten sie gerne die „Bonner-Republik“ an ihre Trophäenwand nageln. Hans Schafgans, Bonn
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