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Auf ehrliche Art betteln, leihen, stehlen

■ Die Farben des Geldes: Fachleute diskutierten Grundlagen der Filmfinanzierung

In Europa lebt die Filmindustrie von öffentlichen Geldern, umgerechnet etwa zwei Milliarden Dollar jährlich. In den USA sind es weniger als drei Millionen Dollar, die der Staat sich die Förderung von Kino-Produktionen kosten läßt. „Wir besorgen uns das Geld für unsere Filme auf ehrliche Weise“, kommentierte Tom Garvine, Anwalt aus Beverly Hills, die Unterschiede, „wir gehen betteln, wir leihen es uns, wir stehlen es.“ So geht es zu in Amerika. Weil jedoch der deutsche Film jetzt so erfolgreich ist, Hollywood an die WG-Türen der jungen Bundes-Regisseure klopft und die Quellen der öffentlichen Filmförderung zögerlicher fließen, werden sich wohl auch die hiesigen Produzenten mit der Trias von „beg, borrow and steal“ vertraut machen müssen.

Die Europäische Filmakademie und das Filmboard Berlin-Brandenburg hatten am Mittwoch abend zu einer Podiumsdiskussion ins Zeughaus-Kino im Deutschen Historischen Museum geladen. Fünf Fachleute äußerten sich anderthalb Stunden lang zu den Farben des Geldes: „International Film Financing and Co-Production“. Wolfgang Hofmann von der Berliner Bank, die an der Finanzierung von etwa sechzig Filmproduktionen im In- und Ausland pro Jahr beteiligt ist, lobte gleich zu Beginn die ersten Lernerfolge bei den deutschen Filmproduzenten: „Früher passierte es häufig, daß die Leute einen Tag vor Drehbeginn zu uns kamen und nach Geld fragten. Das hat sich inzwischen gebessert.“

Auch Matthias Schwarz, Anwalt und Medienrechtler aus München, ist zufrieden mit dem Marktverhalten: Deutsche Investoren planten verstärkt längerfristig. „Es gibt eine größere Bereitschaft als vor einigen Jahren, bereits im Anfangsstadium in Filmprojekte zu investieren – und in Kauf zu nehmen, daß vielleicht nur jedes fünfte Drehbuch dann auch produziert wird“, erklärte Schwarz. Daß die Rahmenbedingungen für die Filmfinanzierung in Deutschland nicht schlechter, sondern in einigen Punkten sogar günstiger sind als in den Vereinigten Staaten, darauf verwies ironischerweise Thomas Garvine. Obwohl er in seinem Merkblatt, das sich die Zuhörer mit nach Hause nehmen konnten, unter dem schmissigen Titel „Looking for finance? Look to the West“ für die kapitalistische Vielfalt seines Heimatlandes wirbt, stellte er fest, daß die Kredite in Deutschland oftmals billiger zu bekommen sind als in den USA. Garvine lobte auch die hierzulande weithin unbekannten deutschen Filmfonds – von der Funktionsweise etwa mit Investmentfonds zu vergleichen. Gleichzeitig kritisierte der Filmgeschäft-Experte, daß das meiste Geld aus diesen Fonds in amerikanische Studioproduktionen geht.

Doch bei diesen leisen Tönen der Kritik blieb es dann auch. Die angekündigte Podiumsdiskussion entpuppte sich als grobe Einführung in die vertrackte Welt der Filmfinanzierung. Den Zuhörern – Regisseuren, Produzenten und anderen Filmleuten – sollte ein bißchen die Angst genommen werden vorm bösen Kapitalwolf. Mit diesen Befindlichkeiten umzugehen wird wohl die Hauptaufgabe für die Zukunft des deutschen Filmgeschäfts sein. Zwischen der Herstellung eines Filmes und seiner Finanzierung klafft immer noch eine ideologische Lücke. Die Produzenten wollen finanzielle Sicherheit, ihre Partner, die Investoren, jedoch setzen auf Risiko – denn das bringt im Idealfall die größere Gewinnspanne. Kolja Mensing

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