piwik no script img

Archiv-Artikel

KURZKRITIK: KLAUS WOLSCHNER ÜBER DEN ROSENKAVALIER Auf der Bühne der Träume

Es gibt immer einige im Parkett, die hätten’s gern so, wie der Karajan es damals gespielt hat. Da konnte man sich herzlich amüsieren über den Adel von 1740.

So belanglos wollte es Regisseur Tobias Kratzer dem Bremer Opernpublikum nicht machen. Den ersten Akt von Strauss’ Rosenkavaliers legte er zeitlich in ein Kaufhaus der Entstehungszeit der Oper (1911), der zweite Akt führt in die 50er Jahre, der dritte kommt dann mit „Alles muss raus“ heute an, jedenfalls mit dem Bühnenbild. Bei dem pompösen Schluss-Terzett mutet diese Kombination allerdings befremdlich an, da passen Bild und Ton nicht zusammen. Aber über weite Strecken der Oper bringt die Inszenierung die Variation der großen Liebesunordnung recht nah.

Dass der Rosenkavalier trotz seiner ungekürzten Länge von drei Stunden immer wieder in den Bann zieht und neue Spannung aufkommen lässt, verdankt die Bremer Aufführung insbesondere der glänzenden Nadja Stefanoff (Octavian) und ihrem Gegenpart, dem nicht minder gekonnten Ekelpaket Runi Brattenberg (Baron Ochs auf Lerchenau). Während der, unsympathisch, authentisch, ehrlich, am Ende tot auf der Bühne liegt, wechselt Octavian mal eben die Liebhaberin und besingt, ungewollt doppeldeutig, den Traum, der „nicht wirklich sein“ kann.

Wieder am 29. September, 5., 9. , 24., 31. Oktober, Theater Bremen