piwik no script img

Auf den Leim gegangen?

■ Betr.: taz vom 9.8.1990 (Lesebriefe)

L E S E B R I E F (E)

Sehr geehrter Herr Kawczynski,

genau deshalb habe ich das Interview gegeben, bewußt provokativ, wohl wissend um die Reaktionen. Wenn offensichtliche Mißstände nicht mehr öffentlich benannt werden dürfen, weil diejenige/derjenige sofort in die Ecke des Rechtsextremismus gestellt wird, bildet sich zwangsläufig eine latente Ausländerfeindlichkeit, weil die hinter vorgehaltener Hand geflüsterten Geschichten und Parolen sich nicht öffentlicher Diskussion stellen müssen und sich leicht maßlos überhöhen. Jetzt wird allerorts diskutiert, und manches Schauermärchen wird hoffentlich auf die rechte Größe gestutzt. Die Prügel, die ich dabei erhalte, stecke ich gern ein; das gehört zu meiner Funktion. Was bleibt, ist die Tatsache, daß es Probleme gibt. Nur eine offene Diskussion bietet die Möglichkeit, auch wirklich Abhilfe zu schaffen. Dabei ist Ihr Versuch, die Rücksendung von 45 Sinti und Roma in die Heimat, in der sie nach eigenem Bekunden nicht verfolgt werden, auf eine Stufe zu heben mit den Verbrechen der Nazizeit, sicherlich nicht dienlich! Im übrigen, was die Passage mit den Sauriern angeht, so war meine Antwort nur eine Überhöhung, um dem Interviewer deutlich zu machen, daß ich diese Fragen schon mehrfach im Verlauf des Gesprächs beantwortet hatte und nicht nochmals dieselbe Frage zu beantworten gedachte (das gedruckte Interview ist ein abschnittsweise zusammengestellter Auszug aus einem viel längeren Gespräch).

Hucky Heck (Ortsamtsleiter Mitte/Östl. Vorstadt)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen