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Auf dem richtigen Weg

■ Schweiz startet Versuch mit staatlicher Drogenabgabe

Bern (afp) — Die Schweiz hat sich zur begrenzten staatlichen Abgabe von harten Drogen entschlossen. Am Mittwoch verabschiedete die Bundesregierung in Bern einen entsprechenden Modellversuch, der vier Jahre lang getestet werden soll. Nach Angaben des Schweizer Innenministers Flavio Cotti sollen vom Herbst an im Rahmen von Pilotprojekten insgesamt rund 500 Drogenabhängige Heroin-, Morphium- und Methadoninjektionen erhalten. Das Heroin für das geplante Programm soll in Großbritannien gekauft werden, wo in Liverpool bereits ein ähnliches Projekt besteht. Die Schweizer Kantone müssen dem Modellversuch jedoch noch zustimmen. Während die meisten deutschsprachigen Kantone das Projekt unterstützen, sprachen sich die französischsprachigen Kantone und die katholische Kirche bislang dagegen aus. Cotti betonte, daß mit dem Modellversuch eine Legalisierung des Drogenkonsums nicht beabsichtigt sei. Vielmehr solle mit der begrenzten staatlichen Abgabe das Therapieangebot für Rauschgiftsüchtige erweitert werden. Für die Betreuung von Drogenabhängigen stellte die Bundesregierung am Mittwoch zusätzliche 3,1 Millionen Schweizer Franken zur Verfügung. Insgesamt sind in der Schweiz nach einer Schätzung des Bundesgesundheitsamtes zwischen 20.000 und 25.000 Menschen rauschgiftsüchtig. Zu Beginn des Jahres hatte die Schließung des Platzspitz in Zürich und des Kocherparks in Bern, wo der Drogengebrauch toleriert und Spritzen an die Drogensüchtigen abgegeben worden waren, das Rauschgiftproblem in den Schweizer Großstädten noch verschärft.

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