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Auf dem Weg zum Straßentheater

■ Der Verbleib des Grips-Theaters am Hansaplatz ist nach dem Ausfall der Lottomillonen unsicher geworden. Hauseigentümer will vier Millionen Mark für Immobilie und setzt Frist für Finanzierungskonzept. Ludwig

Dem Grips-Theater im Hansaviertel wird vom Eigentümer des Hauses die Pistole auf die Brust gesetzt. Der Besitzer, der die Spielstätte verkaufen möchte, hat dem Theater sowie der Kulturverwaltung noch eine Frist von zwei Monaten eingeräumt, in der ein Finanzierungskonzept und damit der Verbleib der Bühne am Hansaplatz geklärt werden sollen. Der Hausherr, der Architekt Kurt Becker, verlangt für den Spielort einen Kaufpreis von rund vier Millionen Mark. Werden diese nicht aufgebracht, geht die Immobilie an andere Interessenten. Das Grips- Theater, dessen Mietvertrag bis zum Jahr 2002 Gültigkeit besitzt, säße danach auf der Straße. Eine Lösung zugunsten der Kinder- und Jugendbühne hatte sich in der vergangenen Woche zerschlagen, da die Stiftung Deutsche Klassenlotterie keine Lottomittel für das Theater bereitgestellt hatte.

Die Kulturverwaltung sowie die Bühne selbst, sagte Autor und Regisseur Volker Ludwig gestern zur taz, hätten erhofft, daß Lottomittel für das renommierte Haus („Linie 1“, „Eine linke Geschichte“) fließen würden. Damit wäre es für den Senat möglich gewesen, das Theater zu erwerben und dem Grips als Nutzer eine Zukunft vor Ort zu garantieren. Der Lottorat habe sich zu diesem Schritt aber nicht durchringen können, ärgerte sich Ludwig. Er betonte, daß Becker keineswegs daran interessiert sei, „die Spielstätte an die Luft zu setzen“. Vielmehr habe der Eigentümer, der aus Altersgründen den Verkauf vorantreibe, bis dato alles getan, das „Grips“ am Hansaplatz zu halten und diesem ein Vorkaufsrecht eingeräumt.

Sollte es innerhalb der kommenden beiden Monate nicht gelingen, eine 4-Millionen-Mark-Finanzierung für das Theater aufzustellen, wird es nach Aussage Ludwigs „eng“ für die Bühne nach 2002. Für die Immobilie „gibt es Interessenten, die eigene Vorstellungen mit dem Haus haben“, so Ludwig. So hätten etwa Musikproduzenten die Absicht angemeldet, das „Grips“ zu kaufen, um dort Studios einzurichten.

Ludwig warf der Kulturverwaltung Schlafmützigkeit und Unentschiedenheit in Sachen Grips-Theater vor. Diese hätte sich nicht genug darum bemüht, andere Finanzierungsformen oder Geldgeber zu finden. Dies wäre um so wichtiger, „da wir ohne Einfluß da rausfliegen“, sagte der Theatermacher.

Ludwig selbst will sich nun auf die Suche nach potentiellen Käufern machen, um den Standort zu retten. Er habe „Leute angehauen“, die dem Theater aus der Patsche helfen sollen. Es würden Gespräche mit Banken und privaten Investoren geführt. Namen wollte Ludwig nicht nennen. Rolf Lautenschläger

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