cdu für demirbüken : Auf dem Weg in die Realität
Der CDU-Landesvorstand hat gestern die Integrationsbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg, Emine Demirbüken-Wegner, für den Bundesvorstand der Partei nominiert. Damit könnte Demirbüken die erste Türkischstämmige und die erste Muslimin in der Parteispitze werden. Das ist – besonders in diesen Tagen – ein gutes, wenn auch ein längst überfälliges Signal.
KOMMENTAR VON SABINE AM ORDE
Denn es zeigt, dass sich die hiesige CDU nach jahrzehntelangem Widerstand endlich auf den Weg in die Realität dieser Stadt gemacht hat. Berlin ist eine Einwanderungsstadt, multikulturell und multireligiös. Wenn die CDU dies endlich anerkennt, lässt das hoffen: auf eine Versachlichung der Debatten in Sachen Einwanderung, auf eine Verbesserung des Klimas in der Stadt.
Und nebenbei – auch das dürfte Parteichef Joachim Zeller zu diesem Schritt bewegt haben – kann sich die CDU so schrittweise eine neue Wählergruppe erschließen. Denn schließlich kommen die konservativen Christdemokraten, nimmt man das Christliche einmal aus, im hiesigen Parteienspektrum dem Weltbild vieler Einwanderer durchaus am nächsten.
Allerdings ist der CDU dieser Schritt nicht leicht gefallen. Noch kurz vor der entscheidenden Vorstandssitzung hat unter anderem der Chef der Jungen Union, Tim Peters, versucht, die Nominierung Demirbükens zu verhindern. Peters will im Bundesvorstand niemanden, der sich für den EU-Beitritt der Türkei ausspricht und Unterschriftenlisten gegen die doppelte Staatsbürgerschaft als integrationsfeindlich kritisiert.
Zu befürchten ist, dass Peters dabei nicht nur die Meinung der CDU-Nachwuchsorganisation vertritt, sondern großen Teilen der Parteibasis aus dem Herzen spricht. Umso mutiger ist der Schritt von CDU-Landeschef Joachim Zeller. Allerdings steht für ihn jetzt noch viel Überzeugungsarbeit an.