: Auf Wasser gebaut
BSH genehmigt den Bau von zwei weiteren Windparks. Milliarden-Investitionen in 160 Offshore-Anlagen vor Borkum möglich
von GERNOT KNÖDLER
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg hat gestern zwei weitere Windparks in der Nordsee genehmigt. Die Bremer Energiekontor AG darf 50 Kilometer nördlich von Borkum 80 Windräder ins 30 Meter tiefe Wasser stellen. Plambeck Neue Energien aus Cuxhaven kann 34 Kilometer nördlich von Juist 77 Windenergieanlagen in die 23 bis 29 Meter tiefe See stellen. In beiden Fällen handelt es sich um Pilotprojekte, die im Endausbau ein Vielfaches der zunächst geplanten Größe erreichen sollen.
Vor den Projekten „Borkum Riffgrund West“ (Energiekontor) und „Borkum Riffgrund“ (Plambeck) hat das BSH Ende 2001 und Ende 2002 bereits zwei Pilotwindparks genehmigt: „Borkum West“ mit zwölf Windrädern der Prokon Nord Energiesysteme sowie den „Bürgerwindpark Butendiek“ mit 80 Anlagen westlich von Sylt. Nirgendwo ist bisher mit dem Bau begonnen worden. Gegen Butendiek läuft eine Klage des Naturschutzbundes (Nabu) vor dem Hamburger Verwaltungsgericht. BSH-Präsident Peter Ehlers erwartet in diesen Tagen eine Entscheidung. Die Klage werde wohl an einer fehlenden Klagebefugnis scheitern.
Mit ähnlichen Verfahren gegen die neuen Projekte rechnet Ehlers nicht. Beide Projektgebiete bergen ein geringes ökologisches Konfliktpotenzial. „Seltene oder geschützte Tierarten bevorzugen auf Dauer andere Gebiete und kommen hier nur als gelegentliche Durchzügler vor“, stellte BSH-Justitiar Christian Dahlke fest. Bei der Umweltverträglichkeitsuntersuchung seien keine speziellen Vogelzug-Korridore festgestellt worden.
Ökologische Schwierigkeiten macht der Anschluss an das Stromnetz. Borkum West soll wie die beiden neu genehmigten Windparks mit einem gemeinsamen Stromkabel über Norderney bei Wilhelmshafen ans kontinentale Hochspannungsnetz angeschlossen werden. Die Genehmigung für die Kabeltrasse ist heikel, da die geplante Leitung durch den Nationalpark Wattenmeer führt. Zwei bis drei Jahre werde es noch dauern, bis sie vorliege, schätzt Dahlke. Das Raumordnungverfahren für die Trasse ist aber abgeschlossen.
Die Firma Engergiekontor wird in ihrem Pilotwindpark 3,5- bis Fünf-Megawatt-Windräder aufbauen und damit auf eine Leistung von 250 bis 400 Megawatt kommen. Das Investitionsvolumen gab Aufsichtsratsmitglied Günter Lammers mit 700 Millionen Euro an. Wird die Pilotphase erfolgreich abgeschlossen, sollen 378 Anlagen dazukommen.
Plambeck will drei bis vierMegawatt große Anlagen aufstellen und damit rund 300 Megawatt installierte Leistung erreichen. Vorstandsmitglied Arne Lorenzen gab das Investitionsvolumen grob mit 500 Millionen Euro an. Nach dem Ende der Pilotphase sollen 103 Windräder hinzukommen. Plambeck will den Windpark zusammen mit seinem dänischen Partner Energi E2 bauen.