: Auf Tuchfühlung
■ Für Schulen: Polizei-Video gegen Gewalt
„Jacke her, sonst mach ich Dich kalt“. Der Jugendliche preßt die Worte drohend zwischen den Zähnen hervor, gleichzeitig muß er grinsen – eine gestellte Szene aus dem Dokumentarfilm „Gemeinsam gegen Gewalt“, der jetzt in Hamburgs Schulen gezeigt werden soll. Der Film ist bereits die dritte Aktion, mit der die Hamburger Polizei Jugendliche zu mehr Vertrauen und Zivilcourage motivieren will. „Die Polizei wird ja häufig als letzte informiert, wenn die Kids sich gegenseitig bedrohen“, sagt Sven Behr von der Bereitschaftspolizei.
Der 23minütige Film soll beweisen, daß gegen Jugendkriminalität vieles unternommen werden kann – mit Streetballturnieren zum Beispiel. Bei der Analyse der Gründe für Jugendkriminalität allerdings greift der Film auf Klischees zurück. Kriminellen Kids werden zum Beispiel asoziale Familienverhältnisse unterstellt – zuhause sitzt der biertrinkende Vater im Feinrippunterhemd vor dem Fernseher. Und daß rund 80 Prozent aller jugendlichen Straftäter rückfällig werden, wird allzu pauschal auf die Gesellschaft geschoben, in der „Nächstenliebe ein Fremdwort ist“.
104 SchülerInnen und PolizistInnen agierten für den Film vor der Kamera. Gemeinsam wurde auch der Filmsong „In the Ghetto“vorgetragen. Doch das Lied erweckte bei der gestrigen Premiere im Cinemaxx-Kino keine trauten Gemeinschaftsgefühle bei den ZuschauerInnen. Da blieb von den geladenen Hundertschaften an SchülerInnen und PolizistInnen ein jeder bei seiner Gruppe.
Ilonka Boltze
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