: Auf Kosten der Armen
betr.: „Heim? Nein Danke! Wir haben eine Rumänin. Schwarzarbeit im Schlafzimmer“, taz vom 18. 6. 07
„70.000 bis 100.000 Osteuropäerinnen pflegen in Schwarzarbeit alte Menschen in Deutschland“, hinzu kommen mindestens ebenso viele Frauen, die als Haushaltshilfen gleichermaßen arbeiten: drei Monate mit Touristenvisum hier, danach „kommt meine Cousine“ für drei Monate. Alle diese Frauen verlassen in ihren Heimatländern ihre eigene Familie, lassen die Kinder, die alten Eltern evtl. den Mann alleine. Nach drei Monaten müssen sie alles aufarbeiten, vorarbeiten für den nächsten Einsatz im Ausland. Wie geht es wohl bei diesen Familien zu Hause? Wie entwickeln sich die Kinder ohne die Mutter? Wie ist das eheliche Verhältnis?
Wir in Deutschland – einem der reichsten Länder der Erde – sind nicht in der Lage, menschenwürdige Heime oder Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen zu bauen und zu bezahlen?
Im Beispiel der Ärztin mit ihren drei Geschwistern wird die 24-Stunden-Betreuung mit 5.000 Euro im Monat angegeben. Die Mutter hat sicherlich eine Witwen- und eventuell eine eigene Rente, vielleicht zusammen 900 Euro, dazu kommt das Pflegegeld je nach Pflegestufe. Und etwas Erspartes. Und der Rest ist nicht von vier erwerbsfähigen Geschwistern, davon eine Ärztin, aufzubringen? Oder wollen sie ihr Geld nicht dafür ausgeben? Ist ihnen der eigene Wohlstand wichtiger?
Globalisierung auch hier. Auf Kosten der Armen.
INGE JAHNKE, Hamburg