: Auch Lehrer im Visier
Gewaltexzess an Berufsschule gibt den Ermittlern Rätsel auf. Vier Jugendliche sitzen weiter in Untersuchungshaft
HILDESHEIM dpa ■ Nach dem monatelangen Martyrium eines Berufsschülers in Hildesheim gibt der Gewaltexzess den Ermittlern weiter Rätsel auf. Polizei und Staatsanwaltschaft prüften zudem, ob Lehrer von den Monate langen Quälereien wussten und möglicherweise nicht eingriffen. Neun Schüler sollen ihren 17 Jahre alten Klassenkameraden immer wieder malträtiert und sexuell gedemütigt haben. Videofilme davon stellten sie ins Internet. Die ganze Klasse soll davon gewusst, aber geschwiegen haben. Vier Jugendliche sitzen in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft setzte gestern die Auswertung von Beweismaterial fort und befragte Zeugen. Bei Wohnungsdurchsuchungen hatten Beamte Fotos und Videoaufzeichnungen sichergestellt. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Bernd Seemann, sagte, wenn es zur Anklage komme, werde in einem halben Jahr mit der Hauptverhandlung begonnen. Die mögliche Strafe, die den Tätern blüht, reicht nach dem Jugendstrafrecht von einem Täter-Opfer-Ausgleich, gemeinnütziger Arbeit bis hin zu einer Haftstrafe.
Unklar blieb, ob das Opfer wieder an die Werner-von-Siemens-Schule zurückkehren wird. Der 17-Jährige wird psychiatrisch betreut. Er habe gute Leistungen erbracht und strebte einen Metallberuf an, so der Schulleiter. Der Schüler war früher durch Kleidung aus der rechten Szene, wie Bomberjacken und Springerstiefel, aufgefallen. Eine rechtsextreme Gesinnung habe er aber nicht gezeigt, sagte Schulsozialpädagogin Fellendorf.
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