Urdrüs wahre Kolumne : Auch Frauen sind Schweine!
Gedemütigt verschanzt sich der Eierhändler auf dem Wochenmarkt hinter den weißen und braunen Bergen seines Angebots, denn ein Kunde nach dem anderen peinigt ihn heute mit der Frage nach den Haltungsbedingungen der dafür verantwortlichen Legehennen: Offenbar weckt das Osterfest Empathie und Tierliebe. An seiner Stelle hätte ich ja an die Dioxinbelastung der Freiläufer erinnert – dass der gute Mann es nicht tat, belegt offenbar Honorigkeit und nagende Selbstzweifel zugleich.
Dass die Elefanten von Circus Renz dem Bremer Nashornbürgermeister nicht ihre Aufwartung machen wollten, bei ihrem PR-Termin vor der fälligen Begrüßungsknutscherei entflohen und sich zu den Verdammten dieser Erde unter die Rathausarkaden versteckten, belegt immerhin, dass diese Dickhäuser wissen, wie wenig hilfreich solche Aktionen angesichts der aktuellen Sympathiewerte noch für ein mittelständisches Unterhaltungsunternehmen und seine Mitarbeiter sein können.
Die volle Auslastung des Musicaltheaters am Richtweg zu rühmen und gleichzeitig zu verschweigen, dass bei dieser haushaltstechnischen Kaputt-Siegerei weder Miete gezahlt noch Zinsen oder gar Abträge für die Kosten der Investitionsruine aufgebracht werden – das, genau das ist wieder mal ein Beleg für die organisierte Hochstapelei der schwarzroten Haushaltsbetrüger in Bremen und ihrer diversen Selbstbedienungstöpfe.
Ein pickelgesichtiger Bursche aus der allerengsten Absatz-Zielgruppe von Clearasil fährt auf der Stange seines relativ nobel wirkenden Rades ein extrem hübsches Mädchen von etwa sweet little sixteen durch die Innenstadt und rempelt mich dabei unweit einer Eisdiele an. Die selbstverständflich nabelfreie Prinzessin äussert nunmehr die Absicht, ein Eis zu kaufen, erblickt dabei eine Bekannte und hält ihren Kavalier nunmehr an: „Kannst mich gleich weiterfahren, warte mal eben fünf Minuten.“ Zwanzig Minuten später komme ich wieder an derselben Stelle vorbei, wo er immer noch in tragischer Größe wartet. Von ihr aber ist weit und breit nichts mehr zu sehen: nicht nur Männer sind Schweine!
Wer in diesen Tagen des Niedergangs Sozialdemokrat ist und sich dazu auch noch öffentlich bekennt, der muss sich auch schon mal selber loben und feiern, um wenigstens Reste von Selbstbewusstsein zu wahren, und so sollte auch die taz nicht darüber hämen, dass die SPD auf ihrem Landesparteitag durch ihren Großen Fraktionsvorsitzenden Jens den „sozialdemokratischen Kompass“ beschwören ließ: Nur durch Aufrechterhaltung solcher Illusionen lässt sich schließlich der Fortbestand eines Milieus noch sichern, dessen endgültiges Aussterben den Sozialwissenschaftlern die Grundlage für ihre künftigen Studien zu diesem hochinteressanten Thema rauben würde. Wenigstens aus dem Scheitern muss man doch noch etwas von und über diese Subkultur lernen können.
Irgendwie erinnere ich mich vage, dass ich heute Abend eine ziemlich wichtige Verabredung hatte, weiß aber nicht mehr, wo, wann, wie und mit wem und wozu. Daher diesem Personenkreis zur Kenntnisnahme, dass ich ab 21 Uhr im Rahmen der „Bremer Nacht“ im Schüttinger hocken werde, um dem Schlagergott Lars Vegas und seiner Heiterkeit zu huldigen, Bier vom Selbstgebrauten zu verzehren und darauf zu warten, dass irgendwann „Die weißen Tauben sind müde“ oder „Rocky“ gesungen wird. Freut sich jetzt schon
Ulrich „Trashman“ Reineking