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Attentat in Israels Grenzzone

■ Ein Selbstmordfahrer zündete in der libanesischen "Sicherheitszone" an Israels Nordgrenze eine Bombe in israelischer Militärkolonne: sieben Tote/Nun wird eine großangelegte israelische Vergeltungsaktion...

Mitten in den israelischen Wahlkampf hinein dirigierte am späten Mittwoch mittag ein libanesischer Selbstmordfahrer seinen weißen Toyota-Pkw und erinnerte so daran, daß Israel außer in den besetzten Gebieten auch an anderer Stelle schwer verwundbar ist. Israel hält den als „Sicherheitszone“ proklamierten Streifen libanesischen Territoriums entlang seiner Nordgrenze seit der Invasion in Libanon von 1982 besetzt. Der „islamische Widerstand“, die paramilitärische Organisation der pro-iranischen Schiitenpartei Hizb'allah in Libanon, kämpft indes mit anderen Mitteln als die jungen Palästinenser in Westbank und Ghaza.

Sieben israelische Soldaten wurden getötet, acht weitere zum Teil schwer verwundet, zwei libanesische Frauen, die sich ebenfalls auf dem Weg nach Israel befanden, wurden verletzt, als das mit Sprengstoff vollgepackte Auto in eine Fahrzeugkolonne der israelischen Armee steuerte und direkt neben einem Bus explodierte. Augenzeugen des tödlichen Anschlags berichteten, die Munitionsladung eines Fahrzeuges sei ebenfalls hochgegangen. General Yossi Peled, Nordkommando der israelischen Armee, vermochte am Nachmittag nur zu bestätigen, daß die Explosion das Fahrzeug vollständig zerstört habe. Experten schätzen, daß der gleichfalls restlos zerfetzte Selbstmordfahrer 100 bis 150 Kilogramm Sprengstoff zündete. In einer am Donnerstag morgen in Beirut vom „islamischen Widerstand“ verbreiteten Erklärung (mit detaillierter Skizze von Tatablauf und Ort, nur wenige hundert Meter von Israels Nordgrenze entfernt) heißt es, 42 israelische Soldaten seien bei der Explosion von 450 Kilogramm Sprengstoff getötet worden.

Noch am Mittwoch nachmittag wurden in ganz Südlibanon die Guerillaeinheiten in Erwartung einer israelischen Racheaktion in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Der israelische Verteidigungsminister Rabin, der sich alsbald in die „Sicherheitszone“ begab, kündigte an, Israel werde jeden Mörder überall erreichen.

Nach Hunderten von Festnahmen kurz nach dem Attentat rechnen militärische Verantwortliche in Südlibanon mit einer großangelegten Strafexpedition der israelischen Armee. Punktuelle Vergeltungsangriffe der Luftwaffe, wie gegen die libanesischen Palästinenserlager üblich, werden ausgeschlossen, da die Basen des „islamischen Widerstands“ schwerer zu orten und wesentlich kleiner sind. In den moslemischen Kreisen Libanons wurde das Attentat einhellig begrüßt.

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