: Attentat auf Ex-Junta-Mitglied
■ Der ehemalige chilenische Luftwaffenchef Gustavo Leigh und sein Kompagnon Ruiz wurden angeschossen / Widersprüchliche Bekenntnisse von links und rechts / MIR verurteilt Anschlag
Santiago de Chile (afp/taz) - Am Mittwoch haben zwei Unbekannte in der chilenischen Hauptstadt ein Attentat auf den ehemaligen Luftwaffenchef und Ex-Junta-General Gustavo Leigh und den ebenfalls pensionierten General Enrique Ruiz verübt. Trotz schwerer Schußverletzungen befinden sich die beiden Ex-Militärs, die in ihrem gemeinsamen Immobilienbüro überfallen wurden, außer Lebensgefahr.
Über die mutmaßlichen Attentäter des als Mörder und Folterknecht berüchtigten Generals kursieren widersprüchliche Gerüchte. Trotz eines Bekenntnisses der militanten Untergrundorganisation „Patriotische Front Manuel Rodriguez“ (FPMR), das unmittelbar nach dem Attentat bekannt wurde, dementierte der FPMR-Führer Francisco Escobar aus dem Gefängnis heraus, daß es sich um einen Anschlag seiner Organisation handele. „Jetzt ist nicht Zeit zu handeln“, betonte Escobar.
Auch eine bisher unbekannte „Front des Nationalistischen Widerstands“ bekannte sich zu der Tat. In ihren Stellungnahmen beschuldigte die Front den General, „die Prinzipien des 11. September (1973) verraten“ zu haben und mit der Regierung des zivilen Präsidenten Aylwin zusammenzuarbeiten. Leigh hatte zusammen mit Pinochet an der Spitze des Militärputsches gegen Allende gestanden. Wegen Differenzen mit Pinochet schied er jedoch 1978 aus der Junta aus.
In der chilenischen Öffentlichkeit wurde das Attentat von allen politischen Parteien verurteilt. Präsident Patricio Aylwin verurteilte den Anschlag und erklärte, die Urheber hätten mit der „gesamten Schärfe“ des Gesetzes zu rechnen. Auch die Bewegung der Revolutionären Linken (MIR) vertrat die Auffasssung, daß in der gegenwärtigen Phase des Übergangs zur Demokratie eine solche Aktion „den demokratischen Willen des Volkes mit Füßen tritt“.
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