: Atomkraft schafft Arbeitsplätze... AB
Die Kraftwerksunion streicht 2.000 Stellen / AKW Wissen ist nicht mehr gefragt / Hauptargument: das Aus für die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf / Vorwurf der IG Metall: Die KWU hat Umsteigen auf andere Produktionszweige versäumt ■ Von Wieland Giebel
Düstere Aussichten beim bundesdeutschen Reaktorbauer Kraftwerksunion. Das Siemens-Unternehmen wird an seinen Standorten Erlangen, Offenbach, Mühlheim und Bergisch -Gladbach knapp 2.000 von 22.500 Arbeitsplätzen abbauen. Als Grund wird das Aus für die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf angegeben. Das 10-Milliarden-Projekt war der letzte Schwerpunkt der KWU. Durch dessen Aufgabe verlor sie als Konsortialführerin mindestens zwei Milliarden Mark Umsatz. Von den Betriebsräten wird deshalb VEBA-Chef Bennigsen-Foerder für das Schicksal der Belegschaft verantwortlich gemacht.
Nicht nur Arbeitsplätze im Ingenieursbereich, sondern in allen Unternehmensgebieten sollen wegfallen. Auch das Management ist von Kündigungen bedroht. In Verhandlungen mit den Betriebsräten wird versucht, die Zahl der Kündigungen zu senken: Man will Angestellte versetzen, Fluktuation und Frühpensionierungen ausnutzen und Abfindungsregelungen suchen. „Wir wollen die Anpassung 'weich fahren'“, sagte KWU -Sprecher Peter Pauls in Offenbach. Die Betriebsräte und die IG Metall sehen für die Ingenieure aber kaum Chancen. „Das Wissen der Kernreaktorbauer wird nicht mehr gebraucht“, ist einhelliger Tenor.
Insgesamt haben im Nuklearbereich rund 2.500 Fachleute gearbeitet. Die Zukunft des Reaktorbauers liegt völlig im dunkeln. Bestenfalls drei Anlagen für Südamerika sollen demnächst fertiggestellt werden. Neue Aufträge liegen noch nicht vor, bis auf eine - noch nicht unterzeichnete - 36 -Millionen-Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: für AKWs, die möglicherweise in der Zukunft geplant werden, sollen vorbereitende Untersuchungen gemacht werden. Die IG Metall macht das Management für die Misere verantwortlich. Statt frühzeitig und umfassend auf sinnvollere Produktionszweige umzusteigen, habe die KWU borniert am Atomkurs festgehalten. Ausführlicher Bericht Seite 9
Kommentar auf Seite 8
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen