: Atomenergie hat keine Zukunft
betr.: „Es grüßt Hanaus Brennelementefabrik“, taz vom 8. 12. 04
Der Autor des genannten Artikels spricht von der Kernfusion, die aber nicht zu verwechseln ist mit der Kernspaltung, die er eigentlich meint. Auf Kernfusion beruht die Energieerzeugung der Sonne, die die Atomwirtschaft seit Jahrzehnten versucht mit staatlichen Megasubventionen zur meistern. Denn die dabei entstehenden Energiemengen sind im Vergleich zur traditionellen Kernspaltung gigantisch. Aber der Nutzen eines solchen Vorhabens lohnt momentan kaum den Aufwand, immerhin muss man die Bedingungen im Zentrum der Sonne nachbilden.
Dass SPD-Schröder in China wieder Werbung für deutsche Atomtechnik macht, zeigt nur, wie groß der Einfluss der Atom- und fossilen Energielobby auf die Bundesregierung ist und wie schwach die Lobby regenerativer Energiequellen. Immerhin haben Letztere das Potenzial, verbunden mit einiger energie- und wärmetechnischen Effektivierung, unseren aktuellen Energiemix zum überwiegenden Teil zu ersetzen. Das zeigt nicht allein die Windkraft in Deutschland, die ein Basisbaustein der deutschen Energieversorgung geworden ist. Diese Komponente muss und wird durch viele andere Bausteine wie Geothermie, Biogas oder Photovoltaik ersetzt werden.
Deutlich wichtiger als in Deutschland diese Energiewende zu vollziehen ist das in China: Mit offener Unterstützung der atomaren Ausbaupläne in China zeigt Schröder, dass er selbst nicht an die Zukunft der regenerativen Energiequellen glaubt, die sein Koalitionspartner so vehement unterstützt, die aber auch in seinen eigenen Reihen, zum Beispiel durch Hermann Scheer im SPD-Bundesvorstand, favorisiert und unterstützt werden. Wird Chinas Energiehunger durch viele neue fossile und atomare Kraftwerke anstatt der sehr viel umweltverträglicheren und sichereren regenerativen Energiequellen gedeckt, bedeutet das nicht nur für das Reich der Mitte, sondern für die Weltwirtschaft und -gesellschaft einen deutlich früheren fossilen Zusammenbruch. Atomenergie hat keine Zukunft. Sie bringt Energie für Jahrzehnte auf Kosten der Generationen unzähliger Jahrtausende. So unvorstellbar wie diese Zahl ist, ist auch Schröders Wirtschaftspolitik in China. KARL URBAN, Tübingen