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Archiv-Artikel

MICHAEL BRAKE ÜBER NULLEN UND EINSEN AUCH 2013 SIND KATZEN DIE FLAUSCHKÖNIGINNEN DES INTERNETS. ABER WARUM EIGENTLICH? Atombombenstarke Niedlichkeit

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

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Letzte Woche war wieder einmal Weltkatzentag. Der schönste Tag! Und der Höhepunkt eines Jahrs voller Katzenerfolgsmeldungen: „Trendtier Katze verdrängt Wellensittich“ +++ „Weiter Hundeverbot im Bundestag“ +++ „Katzen, Hunde und Frettchen reisen in der EU künftig einfacher“ +++ „Generelles Hunde- und Katzenverbot im Mietvertrag unwirksam“. Zusätzlich eröffnen jede Woche gefühlt drei Katzencafés, gerade erst eins in Berlin-Neukölln.

Die Ailurokratie, sie steht kurz bevor – im Internet, diesem verrückten Trendmedium, sind Katzen ja schon immer die Flauschköniginnen. Aber warum denn eigentlich? Warum nicht Gürteltiere, Wiesel, Wellensittiche? Oder gar Hunde?

Eine Theorie: Hundebesitzer konnten sich schon immer auf der Straße und im Park erkennen, sie können sich dort austauschen und ihre Hunde bestaunen. Katzenbesitzer können das erst, seitdem es das Internet gibt, und haben starken Nachholbedarf. Oder anders: Katzen sind im Internet auch deshalb populär, weil sie dort rumliegen, wo das Internet gemacht wird, nämlich in Wohnungen bzw. auf den Unterarmen der Netzbediener. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Katzen mit dem Durchbruch des mobilen Internets vor einer riesigen neuen Herausforderung stehen. Bei Instagram sieht man schon heute gefühlt so viele Hunde wie Katzen.

Auch der große Internetweise Peter Glaser sieht den technischen Fortschritt als Erklärung. Im 20. Jahrhundert seien, so Glaser, in den Medien fast ausschließlich Tiere präsent gewesen, die sich dressieren lassen, vor allem im Bewegtbild, wo man stets vorher mühsam die Kamera einrichten musste. Das, was wir alle so gern auf YouTube bestaunen, seien aber die kleinen Wunder des Lebens, die sekundenlangen Momente der Unplanbarkeit, deshalb gehörten die unberechenbaren Katzen zu den prädestinierten Wunderproduzenten. Und deshalb, so Glaser, könnten wir erst jetzt, wo jedes kleine Gadget eine integrierte, schnell auslösende Kamera hat, die Augenblicksgeschwindigkeit der Katzen überhaupt einfangen.

Ähnliches sagt auch Katja Berlin, Autorin des Klolektüre-Instant-Klassikers „Cat Content. SMS von meinem Kater“: Katzen produzieren gute Pointen „weil es so unvorhersehbar ist, man kann Katzen nicht dressieren oder trainieren, dass sie lustige Dinge machen“.

Und noch eine These aus dem Internet: Weil Katzen erhaben wirken und sich nicht beherrschen lassen, ist jeder Bruch mit diesem Bild ein Ereignis. Ein Hund ist so blöd, den muss man nicht auch noch dabei zeigen, wie er sich zum Löffel macht. Katzen hingegen „bewegen sich normalerweise so elegant und graziös, dass jeder Fehltritt und jede tollpatschige Geste absurd und komisch wird – der Kaiser ist mal wieder splitternackt“.

Gut. Theorie. Boring. In Wirklichkeit sind Katzen natürlich aus einem viel einfacheren Grund so beliebt: Weil sie die beiden Kardinaltugenden des Tierreichs – Flauschigkeit und Awwwwwwigkeit – optimiert in sich vereinen. Oder um es mit den Worten Peter Glasers zu sagen: wegen ihrer atombombenhaften Niedlichkeit.