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Atom-Gehirnwäsche?

■ Franzosen weiter empört, über 1.000 Tahitianer demonstrieren gegen Tests

Sydney/Papeete (rtr/AFP) – Australiens Schüler werden per „Gehirnwäsche“ gegen Frankreich erzogen, beklagte sich gestern der dortige französische Botschafter, Dominique Girard. Wegen der Atomtests vermittelten einige Lehrer den Eindruck, daß Frankreich „ein kriminelles Land ist, das von einem kriminellen Präsidenten regiert wird und von kriminellen Menschen bewohnt wird“, so Girard. Ein australischer Fernsehsender hätte Paris sogar von seiner Wetterkarte gestrichen.

Am Donnerstag hat die Regierung in Paris die EU-Kommissarin für Umweltschutz, Ritt Bjerregaard, zu einem Besuch der Testgebiete eingeladen. Die Dänin hatte sich beschwert, daß einer EU-Delegation bei der Inspektion der Gebiete im September wichtige Informationen vorenthalten wurden. Das französische Außenministerium sagte nicht, ob Bjerregaard auch Zutritt zu den Gebieten erhalten werde, die den EU-Inspektoren verwehrt blieben.

Mehr als tausend Menschen haben am Donnerstag abend (Ortszeit) auf Tahiti mit einem friedlichen Fackelmarsch gegen die französischen Atomtests protestiert. Zu der Demonstration in Faaa hatte die Taivini-Partei aufgerufen, die die Unabhängigkeit für Französisch-Polynesien fordert. Taivini-Chef Oscar Temaru ist Bürgermeister von Faaa, einem Vorort der Hauptstadt Papeete. Der Chef der Regionalregierung, Gaston Flosse, bezeichnete gestern Temarus Front für die Befreiung Polynesiens als eine „subversive Bewegung“ mit geistigen Querverbindungen zum „internationalen Terrorismus“. Das hätten die Ausschreitungen nach dem ersten Atomtest gezeigt, als der Flughafen und hundert Geschäfte verwüstet wurden.

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