: Atmen gegen die Wechseljahre
YOGA Immer mehr Frauen ab 50 schwören auf Hormon-Yoga. Die Übungen sollen den Östrogen-Spiegel erhöhen
Als sich vor einigen Jahren bei Christa Dirks die Wechseljahre einstellten, stand sie vor der Wahl, Hormone zu nehmen oder sich die Gebärmutter entfernen zu lassen. Doch die heute 56-jährige Yoga-Lehrerin aus Lübeck entschied sich dagegen. Um ihren viel zu niedrigen Östrogen-Spiegel zu erhöhen, probierte sie es mit Hormon-Yoga.
Die Technik wurde in den 90er Jahren von der Brasilianerin Dinah Rodrigues entwickelt. Der Trend schwappte von Brasilien nach Europa und boomt seitdem in den Yoga-Studios. Hormon-Yoga spricht vor allem Frauen in den Wechseljahren an, soll aber auch Menstruationsbeschwerden lindern und Kinderwünsche erfüllen. Weil Hormon-Yoga zu den Hormonersatztherapien zählt und keine Primärprävention, werden die Kosten von den Krankenkassen derzeit noch nicht erstattet.
Seit drei Jahren bietet Christa Dirks selbst Kurse in Hormon-Yoga an. Zu ihr kommen Frauen, die sehr unter den Symptomen der Wechseljahre leiden: Schlafstörungen, Hitzewallungen und unregelmäßige Blutungen. „Es ist sinnvoll, schon vorher Yoga gemacht zu haben“, sagt Dirks. Die Übungsreihen seien sehr umfangreich und verlangten den Frauen einiges ab. Besonders an das intensive Atmen müssten sich viele erst gewöhnen. Dabei wird der Atem erst angehalten und dann mental in die Eierstöcke geschickt – sie symbolisieren die Weiblichkeit.
„Durch das Hormon-Yoga werden die Östrogenwerte gesteigert“, sagt Dirks. Als kleiner Nebeneffekt würden außerdem die Bauchmuskeln gestärkt. Doch sei Hormon-Yoga nicht automatisch für jede Frau das Richtige. So dürften Schwangere, Herzkranke, Osteoporose-Patientinnen oder hormonell bedingte Krebspatientinnen die Übungen nicht ausüben.
Die Hamburger Yogalehrerin und Diplom-Biologin Birgit Mein bezweifelt den angeblichen Effekt des Hormon-Yogas. „Das ist eine Modewelle“, sagt die 57-Jährige. Wirksam seien die speziellen Übungen allein deshalb, weil sie dem Yoga entstammen. „Und Yoga ist eben gut für den Hormonspiegel“, sagt Mein. UTA GENSICHEN