■ Wolken am Himmel über B. und A.: Atlanta Ortszeit 8.12 p.m
Der Verteidigungsminister und Anke Huber schauen sich Hockey an. Mir ist das irgendwann zu langweilig, obgleich das Grün sehr beeindruckend leuchtet. Eigentlich ist es ja ein Allgemeinplatz, daß der moderne Fernsehkonsument immer mehr Schocks pro Sekunde braucht und viele Schnitte, Action, Gewalt, Sex oder Trance, damit er nicht umschaltet. Olympia ist ja nun eher das Gegenteil. Zehn Minuten Hockey – nichts passiert; Viertelstunde Hockey – nichts passiert. Einschlafen: langweilige Träume. Eine Orgie des Nichtgeschehens. Nur ab und zu zischt ein rosaroter Tischtennisball über den Schirm und zieht einen rosaroten Lichtschweif hinter sich her. Hübsch tänzelt Roßkopf, wenn er einen Ballwechsel gewinnt.
Woanders Diskus: „Der Regen, den haßt Lars wie der Teufel das Weihwasser!“ Lars trägt einen hautengen Badeanzug. Der Schnauzbart macht seinen Trainer sympathisch. Dunkle Wolken am Himmel über Berlin und Atlanta. Vielleicht sollte Wim Wenders mal Olympia verfilmen. Mit dem Sympathieträger Motchebon als Gandhi. Die 800-Meter- Läufer reden danach miteinander. Im WDR gibt es „Ein Leben im Bann der Faszination Tennis“. Einen Kanal weiter wird geworben. „Mit Power Rider bekommen Sie einen schönen Körper.“ Während ich umschalte, geht B. schlecht gelaunt wieder weg. „Schönen Dank. Gruß nach Hause. Gute Nacht.“ Detlef Kuhlbrodt
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