Kommentar: Asyl für weiße Weste?
■ Fall Soki kein Grund gegen Kirchenasyl
Der Fall Soki zeigt ein Dilemma des Kirchenasyls: Da es keinen Rechtsanspruch auf kirchlichen Schutz vor Abschiebung gibt, müssen die Gemeinden moralisch argumentieren. Und moralisch argumentiert es sich am besten für einen Flüchtling mit weißer Weste. Was aber, wenn ihm Straftaten und Tricksereien im Asylverfahren vorgeworfen werden?
Im Fall Soki stoßen drei Welten aufeinander: Da ist die Innenbehörde, die schon mit der Respektierung des Kirchenasyls an ihre Grenzen gestoßen ist. Dann ist da Soki selbst, der um keinen Preis zurück nach Afrika geschickt werden wollte- und dafür einiges versuchte, was im wohlgeordneten Deutschland nicht sein darf. Und schließlich sind da die Kirchengemeinden, die zwischen den Stühlen sitzen. Sie wollten helfen und fühlen sich nun betrogen.
Doch die Gemeinden haben das Asyl nicht angeboten, weil Soki eine besonders integre Persönlichkeit ist. Sie wollten ihn beschützen, weil ihm in der Heimat Verfolgung droht. Davon sind sie nach wie vor überzeugt. Vor diesem Hintergrund sind seine Tricks nur allzu verständlich. Wenn es also den Gemeinden ernst war mit ihrem Angebot, dürften sie diese Vorwürfe eigentlich nicht stören: Sie wollten keinen Heiligen beherbergen, sondern einem Bedrohten helfen. Ob der dann eine nach deutschem Verwaltungsrecht weiße Weste hat, kann nicht entscheidend sein. Bernhard Pötter
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