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Asbest-Theater

Wir haben es schon immer gewußt: Auf dem Bleich- und Glitzerbunker, den sich die Schaubühne am Lehniner Platz Anfang der 80er Jahre bauen ließ, liegt kein Segen. Wegen Asbestverseuchung der Feuerschutz-Panzertüren muß die Berliner Nobelbühne bekanntlich nach den Theaterferien für acht Wochen schließen. (Daß auch in den 80ern noch ungeniert Asbest verbaut wurde, überrascht uns. Gewisse Stunden der Müdigkeit im Schaubühnen-Publikum sind plötzlich erklärlich.) Nun will man, wie die Direktion des Hauses am Freitag mitteilte, einen üblen Genius loci gegen einen noch mieseren eintauschen: In der abgewrackten Freien Volksbühne soll behelfsmäßig das Ku'damm-Repertoire der Schaubühne gespielt werden, im August und September voraussichtlich (die schöne Probebühne in SO 36 ist offenbar seuchenfrei). Zur Erinnerung: Das »Ensemble« der Freien Volksbühne ist zum Ende der laufenden Spielzeit gekündigt, das Haus soll in ferner Zukunft (und nach den obligatorischen Umbau-Skandalen) ganz der Berliner Festivalitis geweiht sein. »Theater der Nationen« soll's dann da geben — zweifellos auf Wunsch des Kultursenats-Beraters Ivan Nagel, der's schon lange gern international hat. Die Schaubühne stellt sich nun eine »vorübergehende Einquartierung« in jener Subventionsruine vor; dagegen sei, so ein Kultursenatssprecher, »nichts einzuwenden, vorausgesetzt, die dort geplanten Baumaßnahmen verzögern sich«. Darauf allerdings kann man jede Summe wetten; die Einquartierung scheint also garantiert. Alternative: Das Schiller-Theater wird geschlossen und anschließend der Schaubühne übergeben, weil die Schiller-Leitungstruppe nun schon keiner mehr mag oder auch nur versteht — der Schaubühnen-Ekelbunker am Lehniner Platz wird abgerissen (außer der Mendelssohn-Fassade natürlich) oder endlich logischerweise zur Schwimmhalle umgebaut.

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