SUCHT UND STADT Die Nazareth-Kirchengemeinde in Wedding eröffnet für die Alkoholiker auf dem Leopoldplatz den ersten Berliner „Trinkraum“. Vorbild ist eine Einrichtung in Kiel
GLÜCKSSPIEL Das Verwaltungsgericht gab gestern einem privaten Anbieter von Sportwetten recht: Die darf der Staat nur verbieten, wenn er die Spielsucht überall bekämpft – und nicht fürs eigene Lotto wirbt
KLINGELINGELING Das große Geschäft mit der Hoffnung auf ein bisschen Glück: Rund 3 Millionen Bürger schmeißen so oft Geld in Automaten, dass sie als süchtig oder suchtgefährdet gelten. Die Branche boomt und macht mehr Umsatz als die Lotterien. Wie Stammgäste der Spielotheken ticken, was die Besitzer sagen und wie die Politik agiert ➤ SEITE 16–18
GLÜCK Schleichend wird Deutschland zur Spielhölle. Die Menschen verzocken ihr Geld jedoch nicht in mondänen Spielcasinos, sondern in verschatteten Spielotheken. Die Betreiber verdienen, die Spieler verlieren. Nicht wenige von ihnen sind süchtig
Der Staat ist größter Gewinner der Spielsucht: Er kassiert mehr als eine Milliarde Euro. Die Kommunen können die Höhe der Vergnügungssteuer selbst festlegen.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung will strengere Auflagen für Spielautomaten. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ist gegen ein Verbot in Kneipen.
Der Fall Schnitzler, mit allen seinen Weiterungen, zeigt auf, woher auch dem FC St. Pauli im Haifischbecken Profifußball die Gefahr droht: Spieler werden vom Geld verführt, ein Sport wird verkauft.
Die Zahl der Spielsüchtigen in Berlin geht in die Zehntausende, viele Migranten sind darunter. Für manche endet der Gang ins Automatencasino mit völliger Verarmung.
PRÄVENTION In einem Hamburger Projekt drehen Jugendliche eigene Videos und Kurzfilme. Sie sollen darin ihren Umgang mit verschiedenen Suchtformen reflektieren
Die Geldvernichtung durch Spielen ist unter Vietnamesen weit verbreitet. Der Verein Gangway und die Spielbank haben eigens für diese Gruppe einen runden Tisch eingerichtet.
Um gegen Kürzungen in der Suchthilfe zu protestieren, schenken Beratungsstellen Alkohol vor dem Kieler Landtag aus. Der pocht auf sein Hausrecht und verbietet selbst das Kekse-Verteilen.