■ Die Parteien steigen in die Bütt. Die CDU begegnet dem prononciert modernen Wahlkampf der SPD mit einer Mischung aus Zuverlässigkeit, Nestwärme und politischem Heimatgefühl.
■ Die SPD zelebrierte am Samstag den Auftakt ihres Wahlkampfes. In Berlin erlebten 6.000 Besucher, von Kameras bestens in Szene gesetzt, einen Kanzlerkandidaten fürs einfache Volk
■ Wie Kulturpolitik unverhofft in den Wahlkampf geriet: Intellektuelle trafen sich zum „10. Ideentreff EuroVisionen“ im Berliner Willy- Brandt-Haus und wollten nur das eine – Gerhard Schröder muß Kanzler werden. Mutter des Gedankens: die Wählerinitiative der 60er Jahre.
■ In den 60er Jahren gelang es Willy Brandt als erstem, eine Reihe von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und sonstigen Kulturschaffenden für seine politischen Ziele zu gewinnen
■ Mit ihrem Papier zur Inneren Sicherheit wird die SPD der CDU immer ähnlicher: Die Ausweisung straffälliger Ausländer, geschlossene Heime und Erwachsenenstrafrecht für junge Kriminelle fordert auch die Union.
■ Ob Staatslenker, Literat oder Mann des Volkes: Gerhard Schröder sucht nach der richtigen Pose. In Berlin ließ er sich von britischen Bankern und kritischen Intellektuellen feiern Von Constanze v. Bullion
■ Der Theaterregisseur Christoph Schlingensief, Spiritus rector des Vereins Chance 2000 alias „Partei der letzten Chance“, ist als Medium seiner Kunst zur eigentlichen Botschaft avanciert
■ Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU), seit fast einem halben Jahrhundert Mitglied der IG Metall, wirft dem Gewerkschaftsdachverband wegen seiner Kampagne für die SPD „einseitige Parteinahme“ und „Engstirnigkeit“ vor
■ Mit ihren radikalen Forderungen haben sich die Bündnisgrünen isoliert – Wahlen gewinnt man damit nicht. Am Ende könnte eine rot-grüne Koalition in Bonn an den Grünen scheitern
■ Kohls neuer Wahlkampfberater heißt Hans-Hermann Tiedje. Als „Bild“-Chef legte er den Kanzler auf den Rücken und stellte ihn als Steuerlügner bloß. Schlagzeile am 27. 2. 1991: „Der Umfaller“. Kohl sann auf Rache. Dem Vernehmen nach soll Tiedje später auf Intervention des Kanzleramts gefeuert worden sein. Jetzt will Kohl dessen Fähigkeiten für sich nutzen.
■ Die SPD-Spitze fürchtet nichts so sehr wie den von CDU-Generalsekretär Hintze ersehnten Lagerwahlkampf. Deshalb darf Ministerpräsident Höppner keinesfalls mit der PDS kooperieren