Kommentar (vgl. Interview, Seite 22): Armutszeugnis
■ Ausverkauf des Lürssen-Geländes um jeden Preis
Eine merkwürdige Geschichte, die sich da in Vegesack zusammenbraut. Das Wirtschaftsressort und die Stadtentwicklung Vegesack (Stave) wollen auf dem ehemaligen Gelände der Lürssen-Werft unter anderem einen Supermarkt bauen. Daß dies der Ausverkauf eines der kostbarsten Ufergrundstücke Bremens bedeuten würde, müssen Stave und Wirtschaftsressort gewußt haben. Wie sonst ist die Art und Weise zu erklären, mit der sie versuchen, ihre Pläne durchzusetzen: Beiratsmitglieder und Bürgerschaftsabgeordnete aus Bremen-Nord werden zwei Tage ins Luxus-Hotel eingeladen, um ihnen den „Supermarkt mit Blick aufs Wasser“ schmackhaft zu machen. Ausgewählte Kaufleute werden vor Veröffentlichung der Pläne ins Hafenhaus geladen. Die anschließende Beiratssitzung verkommt zur Farce.
Das Lürssen Gelände soll offenbar um jeden Preis verscherbelt werden. Dabei sind die Argumente der Innenstadt-Kaufleute nicht von der Hand zu weisen: Die Geschäftsleute könnten unter dem Druck der Konkurrenz tatsächlich in die Knie gehen. Arbeitsplätze gingen verloren. Die Millionen für die Innenstadt-Sanierung wären zum Fenster rausgeschmissen. Daß das Wirtschaftsressort sich dennoch für die Pläne einsetzt, anstatt nach anderen Investoren zu suchen, kommt einem Armutszeugnis gleich.
Kerstin Schneider
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