MIT DEN KONJUNKTUROPFERN AUF DU UND DU: Armut als Vermächtnis
■ US-Aufschwung der 80er kam den Reichen zugute
Washington (ap/taz) — Der Wachstumsboom der 80er Jahre hat in den USA die Reichen reicher und die Armen ärmer gemacht. Wie die US-Notenbank in einer gestern veröffentlichten Studie über die Einkommensentwicklung von 1983 bis 1989 berichtete, nahm das Jahresdurchschnittseinkommen der Familien in diesem Zeitraum real um 2.300 auf 35.700 Dollar zu und liegt heute bei rund 53.550 Mark. Doch der Schein trügt: Die Hälfte der Familien verfügte 1989 über weniger als 24.400 Dollar im Jahr — und lag damit auf dem Niveau des Vergleichsjahres 1983.
Während die Einkommenslage der meisten weißen Familien sich im Durchschnitt verbesserte, ging es den Schwarzen und den Einwanderern aus Lateinamerika insgesamt wesentlich schlechter. Weniger Einkommen hatten 1989 auch die Amerikaner im Alter zwischen 55 und 74 Jahren.
Die republikanische Wirtschaftspolitik, unter Ronald Reagan begonnen und von Präsident Bush ohne großen Kurskorrekturen weitergetrieben, produziert immer mehr Opfer. Nach wie vor grassiert Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen, Schwarzen und hispanischen Bevölkerungsteilen. Obwohl die Arbeitslosenquote offiziell unter 6 Prozent liegt, steigt die Zahl derer, die längst jede Hoffnung aufgegeben haben. Sie wird auf rund eine Million geschätzt. Wer unter den Armen einen Job sucht, muß auch noch darunter leiden, daß die Zahl unterbezahlter Gelegenheitsarbeiten ständig steigt. Wer mehrere Kinder hat und Alleinerziehende/r ist — nach Schätzungen rund 10 Prozent der Erwerbstätigen — ist ohnehin meist von der Wohlfahrt abhängig. Die oberen Einkommensschichten profitierten dagegen von einer steigenden Frauenerwerbsquote und dem exorbitanten Anstieg der Löhne für die Spitzenjobs.
Spürbar gewachsen ist nicht nur das Einkommen der reicheren Hälfte der Bevölkerung. Noch stärker als das Einkommen der Familien wuchs das Gesamtvermögen der Privathaushalte. Es stieg um 23 Prozent von 149.100 auf 183.700 Dollar, wobei auch hier der Zuwachs vor allem auf die reichere Hälfte der Bevölkerung entfiel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen