: Armes Grundgesetz
betr.: „Kulturkampf um die Ehe“, „100 Paragrafen für die Liebe“, „Der Kampf fängt erst an“, taz vom 6. 7. 00
Es hat ja lange gedauert, ehe die rot-grüne Koalition ihr Regierungsversprechen für eine Gesetzesinitiative zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften realisiert hat.
Dass die konservativen Parteien – allen voran Herr Stoiber – dem Gesetz nicht zustimmen werden, war vorauszusehen; dass dies ein SPD-Minister wie Herr Schily in altbewährter Weise populistisch aufgreift, ist doch schon sehr befremdlich!
Die Argumente der konservativen Gesetzesgegner kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die Ehe genießt einen besonderen Schutz durch das Grundgesetz. Durch die rechtliche Regelung einer homosexuellen Lebensgemeinschaft wird kein einziges Recht zum Schutz der Ehe oder Familie abgeschafft. Ich finde es äußerst bedenklich, wenn man glaubt, diesen Schutzgedanken nur durch die Diskriminierung anderer Lebensgemeinschaften verwirklichen zu können. Armes Grundgesetz!
Folgt man dieser Argumentationslinie, könnte man auch die Wiedereinführung der Sklaverei propagieren, um damit die Bedeutung der Menschenrechte für den anderen Teil der Bevölkerung aufzuwerten! THOMAS HENSCHKE, Berlin
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