: Armenische Offensive
Moskau (ap) — Eine armenische Offensive hat am Wochenende die Bemühungen um einen Waffenstillstand im Krieg um Berg-Karabach erneut vereitelt. Nach Angaben beider Seiten wurde die aserbaidschanische Grenzstadt Agdam am Samstag mit Granaten und Raketen beschossen. Der Präsident der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan, Ajas Mutalibow, appellierte an die Vereinten Nationen, das armenische Vorgehen zu verurteilen.
Bei dem Beschuß der in der Nähe von Berg-Karabach gelegenen Stadt Agdam kamen nach Darstellung der Regierung in Baku 15 Menschen ums Leben, zehn Bewohner wurden verletzt. Außerdem wurde die Telefonzentrale zerstört. Ein Sprecher Mutalibows teilte mit, armenische Hubschrauber hätten vor dem Angriff Flugblätter abgeworfen und die Bevölkerung zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.
Die Moskauer Nachrichtenagentur 'Interfax‘ meldete, die Bewohner seien in Panik geflohen. Die armenischen Behörden bestätigten den Angriff und sprachen von einem erzwungenen Gegenschlag im Zusammenhang mit den Kämpfen in der Umgebung der armenischen Ortschaft Askeran. Noch am Samstag hätten die Streitkräfte Aserbaidschans Dörfer in Berg-Karabach mit Hubschraubern und Panzern angegriffen. 'Interfax‘ zufolge war auch Schuscha erneut umkämpft. Der Ort liegt in der Nähe von Stepanakert, der Hauptstadt des überwiegend armenisch besiedelten Gebiets.
Mutalibow ordnete eine dreitägige Staatstrauer für die Toten in dem vierjährigen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Berg- Karabach an. Nach dem Beschuß von Agdam appellierte er an die Vereinten Nationen, den armenischen Angriff als Aggression zu verurteilen. „Die Menschen in Europa und der Welt sollen von der neuen Tragödie hören, die in den verbrannten Dörfern von Aserbaidschan geboren wurde“, sagte Mutalibow.
Der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati hat bisher keinen Erfolg mit seinen Versuchen erzielt, in Eriwan einen dauerhaften Waffenstillstand auszuhandeln. Eine von ihm vermittelte Waffenruhe hatte in der vergangenen Woche nur wenige Stunden gehalten. Am Freitag hatte die Militärführung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) den Abzug eines ganzen Regiments aus dem Krisengebiet beschlossen. Der Oberbefehlshaber der GUS-Streitkräfte, Jewgeni Schaposchnikow, rief im Moskauer Rundfunk Armenier wie Aserbaidschaner dazu auf, die von den ehemals sowjetischen Streitkräften beschafften Waffen zurückzugeben.
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