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Archiv-Artikel

Armee sagt Nein

Militär und Regierungspartei lehnen Friedensplan für die Elfenbeinküste ab. Der Präsident schweigt. Kofi Annan schickt Sonderbotschafter

ABIDJAN ap/afp ■ Die Armee der Elfenbeinküste hat offiziell ihren Widerstand gegen das von Frankreich vermittelte Friedensabkommen mit den Rebellen erklärt. Vertreter der Streitkräfte kamen am Dienstag mit Präsident Laurent Gbagbo zusammen, um ihm ihr Missfallen auszudrücken. Landwirtschaftsminister Sebastien Danon erklärte, auch die Partei des Präsidenten akzeptiere Teile des Abkommens nicht. „Wir haben zu viele Zugeständnisse gemacht“, sagte Danon. „Wir sind bereit zu einem Frieden mit den Rebellen, aber Erniedrigung weisen wir zurück.“ Unter anderem lehne es die Regierung ab, dass den Rebellen Ministerposten zugesichert worden seien. Innenminister Paul Yao N’dre bezeichnete das Abkommen als „null und nichtig“.

Präsident Gbagbo hatte am Samstag dem Friedensabkommen zugestimmt. In einer Rede an die Nation wollte er dazu Stellung nehmen, hat dies aber noch nicht getan. Die französische Regierung drängte Gbagbo mehrfach dazu, seine Anhänger von den Konzessionen an die Rebellen zu überzeugen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan erwägt die Entsendung ziviler und militärischer Beobachter nach Elfenbeinküste, die die Umsetzung des Friedensplanes überwachen sollen. Zudem kündigte er am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat die Entsennung eines Sonderbotschafters für das Land an.

Der französische Außenminister Dominique de Villepin sagte gestern, Frankreich sei jederzeit zur Evakuierung seiner Staatsbürger aus der Elfenbeinküste bereit. „Wir verfolgen die Situation ständig und wir werden nicht zögern“, sagte er im RTL-Radio. In dem westafrikanischen Land sind auch 2.500 Soldaten stationiert.

Die antifranzösischen Proteste eskalierten am Dienstag in ethnischen Auseinandersetzungen. Nördlich der Wirtschaftsmetropole Abidjan kam es zu Kämpfen, bei denen mindestens zehn Menschen getötet worden sein sollen. Verteidigungsminister Bertin Kadet sagte am Abend im staatlichen Fernsehen, 52 Menschen seien bei den Zusammenstößen verletzt worden. Derweil demonstrierten rund 6.000 Anhänger von Präsident Gbagbo vor der US-Botschaft und riefen die USA auf, die Umsetzung des Friedensabkommens zu verhindern.

In den Tagen zuvor hatten schon tausende Menschen vor der französischen Botschaft sowie vor dem Hauptquartier der französischen Streitkräfte und anderen Einrichtungen der ehemaligen Kolonialmacht gegen den Friedensplan demonstriert. Dabei kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen.