■ Frauenstraßennamen – Wer war's?: Arme Witwe Bolte
So übel haben ein Mann und zwei Buben der Witwe Bolte mitgespielt, daß am Ende eine Straße nach ihr benannt wurde. Aber es ging wohl weniger um das Gedenken an die Witwe, sondern mehr darum, den Ruhm ihres Erfinders, des Zeichners und Schriftstellers Wilhelm Busch zu mehren. Dem war die Witwe Bolte zu einer Figur geronnen, die gerade gut und dumm genug war, um sich von den Böse-Buben-Streichen seiner Erfolgscharaktere Max und Moritz hinters Licht führen zu lassen.
Genau wie dem Lehrer Lämpel und dem Bauern Mecke, ebenfalls als Straßen in der Neuen Vahr verewigt, spielten die beiden Jungen der „guten Frau“ Witwe Bolte nämlich ihre Streiche. Die war bis dahin nur eine einfache Frau gewesen, deren Wünsche sich im warmen Daunenbett und einem leckeren Brathähnchen bereits erschöpften – ein geeignetes Ziel also für die Veräppelung durch die beiden Jungen. Und ein Lacher für alle, die sich über behäbiges Kleinbürgertum und Mitleidsfälle gerne amüsieren. Zum Mitleidsfall wurde die gute Witwe spätestens dann, als die beiden Jungen aus Unfug ihre Hühner mordeten:
„Fließet aus dem Aug', ihr Tränen! All mein Hoffen all mein Sehnen, Meines Lebens schönster Traum hängt an diesem Apfelbaum!“,
weinte die Frau, als sie ihre Hühner tot im Baum hängen sah – von Max und Moritz stranguliert. Und noch schlimmer kam es für die Gute: Die Jungen stahlen ihr die fertig gebratenen Hühnchen vom Teller.
ede / Foto: Kirsten Lorenz
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