: Arme Kinder werden mehr
Der Kinderschutzbund hat seit dem vorigen Jahr allein in Hamburg 3.000 mehr Kinder gezählt, die in Armut leben. Zum gestrigen Weltkindertag hat er deshalb unter anderem die Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes für Kinder gefordert
Der Deutsche Kinderschutzbund Hamburg hat eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes für Kinder und eine grundlegende Reform der Arbeitsmarktgesetze gefordert. Es müssten wieder einmalige Hilfen für Kleidung, Schulbedarf und bei Krankheit gewährt werden, sagte Kinderschutzbund-Geschäftsführer Uwe Hinrichs gestern anlässlich des Weltkindertages. Er betonte: „Die Zahl der armen Kinder in Hamburg ist innerhalb des letzten Jahres von 52.000 auf 55.000 gestiegen.“
Hamburgs Kinderschutzbund-Vorsitzender Wulf Rauer forderte kostenlose Kindertagesbetreuungsplätze, „wenigstens für die Armen“. Auch dürfe das Kita-Gutscheinsystem für Ganztagsplätze Arbeitslosen nicht verwehrt werden. Insbesondere bei arbeitslosen Eltern habe sich gezeigt, dass sie – obwohl zuhause – oftmals „nicht gerade besonders förderlich sind für ihre Kinder“.
Für Kinder bis 14 Jahre sind derzeit monatlich 208 Euro vorgesehen, für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre 278 Euro. Der Hartz-IV-Regelsatz für alleinstehende Erwachsene und Alleinerziehende liegt derzeit bei 347 Euro im Monat, volljährige Partner in einer Bedarfsgemeinschaft erhalten 312 Euro.
„Wenn man in der Stadt den sozialen Ausgleich will, muss man Geld in die Hand nehmen. Wenn man dieses nicht tut, verspielt man die Zukunft eines Viertels der Kinder dieser Stadt“, betonte Rauen. „Beschämt“ müsse man feststellen, dass die Zahl armer Kinder wieder gestiegen sei. Würden dabei nicht nur Kinder bis 14 Jahre, sondern auch Jugendliche bis 18 Jahre gezählt, sogar auf 67 000. „Die Polarisierung zischen Reich und Arm wird stärker“, sagte Rauer.
Hinrichs sagte, in dem Hartz-IV-Regelsatz von 208 Euro seien für Ernährung pro Tag 2,57 Euro vorgesehen. Kein Kind müsse hungern, von einer gesunden Ernährung könne aber nicht die Rede sein. Schüler der Sophie-Barat-Schule haben für Hamburg den Beweis angetreten: Unter Beachtung der Forschungsergebnisse des Institutes für Kinderernährung haben die Zehntklässler ein gesundes, aber „möglichst günstiges“ Essen zusammengestellt und versucht, dieses mit dem Regelsatz von 2,57 zu finanzieren. Das Ergebnis: Im Bioladen hätten sie 12,38 Euro, im Supermarkt 8,34 Euro und im Discounter 5,52 Euro benötigt. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen sie im Bereich Freizeit und Kleidung. Hierbei sieht der Hartz-IV-Regelsatz 3,76 pro Monat beziehungsweise 240 Euro im Jahr vor. DPA