Homo-Ehe all over USA

USA Der oberste Gerichtshof zwingt alle Bundestaaten, Verbote der gleichgeschlechtlichen Ehe aufzuheben

VON BERND PICKERT

In einem wegweisenden Urteil hat der oberste Gerichtshof der USA am Freitag entschieden, dass homosexuelle Paare in allen US-Bundesstaaten ein Recht auf Eheschließung haben. Damit müssen jene anderen 14 Bundesstaaten ihr Verbot der Homo-Ehe aufheben. Die mit fünf gegen vier Richterstimmen getroffene Entscheidung beendet Jahrzehnte der Kampagnen und der Rechtsstreitigkeiten.

Bislang war die Homo-Ehe in 36 Bundesstaaten und Washington, D.C, möglich, aber es hatte in den vergangenen Jahren die Ansicht gegolten, es sei Sache und auch Recht der Staaten, die Frage selbst zu regeln.

Präsident Barack Obama hatte sich im Laufe seiner ersten Amtszeit zu einem klaren Befürworter der Homo-Ehe gewandelt. Aus den Reihen der Regierung waren die Richter deutlich aufgefordert worden, eine Entscheidung im Sinne der rechtlichen Gleichstellung zu treffen. Nach dem Urteil twitterte Präsident Obama: „Heute gehen wir einen großen Schritt in Richtung Gleichstellung. Schwule und lesbische Paar haben nun das Recht auf Eheschließung, so wie jeder andere auch.“

Immer wieder war in den vergangenen Jahren die Frage der Homo-Ehe vor die Gerichte getragen worden. Dabei ging es stets um jene Staaten, die – zum Teil im Wege einer Verfassungsänderung, zum Teil über Volksabstimmungen – die Ehe als eine Gemeinschaft von Mann und Frau zu definieren versuchten.

LGBT-Organisationen und Bürgerrechtler argumentierten stets, dass damit die Rechte homosexueller Paare verletzt wurden – ohne dass die Gegner nachweisen konnten, dass ihnen durch die Zulassung der Homo-Ehe ein Nachteil entstehe. Gerade in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung aufwachsende Kinder – von den Gegnern oft als Hauptgrund zur Sorge angeführt – litten unter der Diskriminierung ihrer Eltern.

Vor dem Gebäude des obersten Gerichtshofs feierten am Freitag etliche Aktivisten die Entscheidung. Die demokratischen PräsidentschaftskandidatInnen Hillary Clinton und Martin O’Malley, der frühere Gouverneur von Maryland, begrüßten die Entscheidung. Der republikanische Kandidat Rick Santorum hingegen verdammte das Urteil: „Heute haben fünf nicht gewählte Richter entschieden, ohne jede öffentliche Debatte das Fundament unserer Gesellschaft neu zu definieren.“

Unklar ist, wie schnell das Urteil nun in jenen Bundesstaaten umgesetzt wird, die bislang die Homo-Ehe verbieten. In Texas etwa, wo ein Landesgesetz die Ehe als die Verbindung von Mann und Frau definiert, sagte der Generalstaatsanwalt Ken Paxton, alle Standesbeamten in den Gemeinden sollten zunächst auf eine Richtlinie aus seiner Behörde warten. Man sei sich noch nicht sicher, was das Urteil bedeute.

Einige Gemeinden jedoch kündigten bereits an, „binnen Stunden“ für die ersten heiratswilligen homosexuellen Paare bereit zu sein.