Erinnerung an verschleppte Sinti und Roma

GEDENKEN In Marzahn waren über 1.000 Angehörige der Minderheit in einem Zwangslager interniert

Otto Rosenberg war neun Jahre alt, als ihn die Nazis 1936 in das Zwangslager für Sinti und Roma in Marzahn brachten. 1943 wurde er wie viele andere aus dem Lager nach Auschwitz deportiert. Rosenberg überlebte das Vernichtungslager und ging zurück nach Berlin. Dort wurde er Vorsitzender des Landesverbands der Sinti und Roma.

Der erinnerte am Sonntag am Otto-Rosenberg-Platz in Marzahn an den 79. Jahrestag der Verschleppung der Berliner Sinti und Roma in das Zwangslager. Unter den Gästen waren drei Überlebende des Lagers. Außerdem waren VertreterInnen der Kirchen und der Zivilgesellschaft und einige Berliner PolitikerInnen zu der Gedenkveranstaltung gekommen, unter ihnen Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) und der Pirat Fabio Reinhardt.

Petra Rosenberg, Tochter des 2001 verstorbenen Rosenberg, betonte die aktuelle Dimension des Gedenktags. „In Berlin leben Sinti und Roma heute noch immer am Rand der Gesellschaft. Viele verschweigen ihre Identität, weil sie Angst vor Diskriminierung haben“, sagte sie.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von dem Jazzgitarristen Lulo Reinhardt. Er spielte Stücke, die er nach dem Besuch des Konzentrationslagers Dachau komponiert hatte, die „Memories of Dachau“. Reinhardt erklärte: „Viele unserer Eltern haben überlebt. Deshalb sind die Stücke in Dur. Nur in der Mitte gibt es ein bisschen Moll.“

Der Gedenktag endete mit einer Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Opfer des Lagers auf dem Parkfriedhof Marzahn. PHILIPP IDEL