Die Ausgaben für Waffen ziehen wieder an

SCHWEDEN Stockholmer Friedensforschungsinstitut zieht Bilanz: 2014 so viele Kriege wie seit 15 Jahren nicht

AUS STOCKHOLM REINHARD WOLFF

Die Welt sei weit entfernt von so etwas wie einer „globalen Ordnung“, der positive Trend zu weniger Gewalt und effektiverem Konfliktmanagement, den man ein Jahrzehnt lang habe beobachten können, sei endgültig gebrochen und 2014 müsse als „besonders gewaltsames Jahr“ beschrieben werden: Nie seit dem Jahr 2000 habe es mehr Kriege gegeben. So lautet die Jahresbilanz des Internationalen Friedensforschungsinstituts Sipri.

Was Europa angehe, sei die Annexion der Krim durch Russland die große Herausforderung für die Sicherheitsordnung gewesen. Dieser Konflikt habe vermutlich nicht nur fast 5.000 Menschenleben gekostet, sondern auch über eine halbe Million Vertriebene verursacht.

Für die bewaffneten Konflikte in Syrien und dem Irak kann Sipri keine positiven Perspektiven sehen. Und die Friedensforscher bezweifeln auch, ob das von den USA geführte militärische Engagement hier zu einer längerfristigen Lösung werde führen können. Sipri konstatiert jedoch, dass Staaten mit einem hohen Maß an Gender-Gleichheit weniger anfällig für inner- und zwischenstaatliche Konflikte oder Menschenrechtsverletzungen seien als Staaten mit einem niedrigen Gleichheitsniveau: „Eine vor allem gegen Frauen gerichtete Politik der sozialen Ausgrenzung macht Spannungen in der Gesellschaft wahrscheinlich und kann als Vorbote für Kriege in und zwischen Staaten dienen.“

Was Abrüstungsbemühungen angeht, konstatiert Sipri ebenfalls einen Trendbruch. Die Zeit sinkender Rüstungshaushalte gehe zu Ende. 2014 seien diese nur noch marginal um 0,4 Prozent gesunken und dieser statistische Rückgang sei im wesentlichen auf die größte Militärmacht USA zurückzuführen. Ansonsten stiegen diese Ausgaben nun weltweit wieder an, mit besonderem Schwerpunkt in Afrika, dem Mittleren Osten und Ostasien. Ins Stocken geraten sei auch das Bemühen um nukleare Abrüstung. Die neun Atomwaffenstaaten besäßen zusammen rund 15.850 nukleare Sprengköpfe, ein Rückgang von rund 500 gegenüber 2013. Betrachte man die Zahl der mit „hoher operationeller Bereitschaft“ einsatzbereiten Atomwaffen, so sei diese 2014 gegenüber 2013 sogar um rund 150 auf jetzt 4.300 angewachsen. Gleichzeitig betrieben die Atommächte – und hier ebenfalls speziell die USA und Russland – ein „umfassendes und teures langfristiges Modernisierungsprogramm“. www.sipri.org