Naiver Frischling

FLUGHAFEN Frank Henkel (CDU) gibt im Untersuchungsausschuss zu Protokoll, er habe als Aufsichtsratsmitglied vom drohenden BER-Desaster nichts geahnt

Oft kommt es nicht vor, dass sich ein Politiker als naiv bezeichnet. Frank Henkel hat es im Untersuchungsausschuss zum BER-Debakel am Freitag getan. In seiner Vernehmung gestand der Innensenator und CDU-Landeschef ein, nicht geahnt zu haben, dass die für Juni 2012 geplante Flughafeneröffnung auf sehr nachhaltige Weise ins Wasser fallen würde. „Rückblickend“ sei da „ein Stück Naivität“ im Spiel gewesen.

Aber der damals frischgebackene Koalitionspartner saß auch erst seit Dezember 2011 im Aufsichtsrat. In seiner ersten Sitzung, erinnerte sich Henkel im Ausschuss, sei es vor allem um praktische Fragen der Einweihung gegangen: „Wo sollten die Kanzlerin stehen und wo die Kameras?“ Weder er noch sein Referent noch die anderen Berliner Aufsichtsratsmitglieder hätten sich bis Mai 2012 vorstellen können, was sich anbahnte.

Als „Fehler aus heutiger Sicht“ bezeichnete Henkel die Entscheidung des Aufsichtsrats, neben dem technischen Geschäftsführers der Flughafengesellschaft, Manfred Körtgen, auch die Firma PG BBI als Generalplanerin zu feuern. Andreas Otto, Sprecher der Grünen im Ausschuss, gab sich nach der Vernehmung fassungslos: „Nach einer einmaligen Diskussion in einer geschlossenen Aufsichtsratssitzung“ sei dies entschieden worden, keinerlei externen Sachverstand hätten Henkel und Co. herangezogen.

In dieselbe Kerbe schlugen auch die anderen Oppositionsvertreter: Jutta Matuschek (Linke) bezeichnete Henkel als „überfordert“. Und auf den Ausschussvorsitzenden Martin Delius von den Piraten wirkte Henkels Aussage, seinen Verpflichtungen als Aufsichtsrat stets nachgekommen zu sein, „nicht glaubwürdig“. CLAUDIUS PRÖSSER