Der Vermittler

Er hatte immer das Machbare im Sinn, und so geht er jetzt auch seine neueste Aufgabe an: „Es gibt nur eine goldene Regel: Man muss sich einigen“, sagt Herbert Schmalstieg, der ab nächste Woche im bundesweiten Kita-Streik schlichten soll. Und dafür ist Hannovers ehemaliger Dauer-Bürgermeister prädestiniert: Vor fünf Jahren gelang es ihm, die verhärteten Fronten des Tarifkampfes im öffentlichen Dienst aufzubrechen und einen monatelangen Konflikt beizulegen.

71 Jahre alt ist Schmalstieg inzwischen, aber weiterhin nicht im Ruhestand. Eigentlich wollte er die nächste Woche auf dem Deutschen Städtetag in Dresden und danach auf dem Kongress der Sozialdemokratischen Parteien Europas in Budapest verbringen – nun wird er eben nächtelang am Verhandlungstisch um Lösungen für Eltern, Kinder, Kita-Beschäftigte und öffentliche Arbeitgeber ringen.

Der Sozialdemokrat war 35 Jahre lang Oberbürgermeister von Hannover gewesen und gab das Amt als 63-Jähriger Ende 2006 als in der niedersächsischen Landeshauptstadt allseits anerkannte Integrationsfigur auf. Schon Mitte der 1970er-Jahre setzte der junge Stadtchef auf den Ausbau der Dienstleistungen als Antwort auf die beginnende Deindustrialisierung. Er setze sich für den Ausbau des Flughafens ein und für die Erweiterung und Modernisierung der Messe zur zweitgrößten in Deutschland. Viele Sportevents hat Schmalstieg nach Hannover geholt und im Jahr 2000 die Weltausstellung Expo.

Schon vor Gründung der Grünen hatte Schmalstieg sich gegen die Atomenergie ausgesprochen, seit 1983 unterhält Hannover eine Städtepartnerschaft mit Hiroshima, nach dem GAU in Tschernobyl 1986 erklärte die niedersächsische Landeshauptstadt sich für atomstromfrei. In Hannover war er unumstritten, in seinem letzten Wahlkampf 2001 stand auf den Plakaten weder sein Name noch das Kürzel SPD, sondern nur „Der Hannoveraner“. Im Kita-Konflikt zu vermitteln, auch das wird „dem Herbert“ vermutlich gelingen.  SMV