DER RECHTE RANDWARUM EIN KADER DER PARTEI „DIE RECHTE“ AUSSTEIGT
: „Wie die Hitler-Jugend“

Bei Kundgebung und Aufmärschen war der Mann aus Braunschweig kaum zu übersehen – und das nicht bloß wegen seiner körperlichen Größe: Michael Berner ist in der rechtsextremen Szene immer wieder aufgefallen. Oft gab er auch den Ton an. Nun ist der 42-Jährige, der mit 24 Jahren mehr als die Hälfte seiner Lebenszeit ein fester Teil der Szene war, ausgestiegen. „Ich bin kein Opfer“, sagt der Vater von zwei Söhnen. „Ich bin ein Täter.“

Mit 19 Jahren ging er zur Bundeswehr, besuchte mit rechten Kameraden Konzerte. Seine neuen Freunde wussten, was sie wollten: Das deutsche Volk retten und den Missbrauch von Sozialleistungen unterbinden. Differenzierungen und Ambivalenzen hatten hier keinen Raum. „Nazi zu sein, macht das Leben einfacher“, sagt er heute. Über Kameradschaften gelang er 2013 in die neue Partei „Die Rechte“. In der Partei um den Bundesvorsitzenden Christian Worch wurde Berner Kreisvorsitzender des Braunschweiger Landes, Landes- und Bundesvorstandsmitglied. Doch irgendwann kamen ihm Zweifel. Vor allem, als verstärkt junge Leute gezielt von der Partei umworben werden sollten. Heute vergleicht er das Vorgehen mit dem der „Hitler-Jugend“, machte sich Sorgen um eine eigenen Söhne und störte sich daran, dass „Die Rechte“ in Dortmund fingierte Todesanzeigen an Journalisten schickte und daran, dass seine Parteikollegen im Stadtrat Anfragen nach der Zahl der dort ansässigen Juden stellten. „Rechte Parteien“ beruhen Berner zufolge auf „einem Nationalsozialismus im neuen Gewand“. Auch er habe „vielen Menschen geschadet“. Mehr möchte er nicht verraten.

Im November vergangenen Jahres zog Berner sich allmählich zurück. In dem Monat hatte er noch in Hannover eine Kundgebung gegen „linke Gewalt“ angemeldet. Im Januar wendete er sich an die Ausstiegshilfe für Neo-Nazis „Exit“. Denn aus der Szene rauszugehen, sei immer schwieriger, als reinzugeraten.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland