„Angreifbare Normalität“

TEXTIL-ELEND „Autonome Gruppen“ werfen Steine und Farbe auf die Bremer Filialen von „KiK“ und „Zero“

Auf zwei Filialen der Textilketten „KiK“ und „Zero“ in Bremen wurden in der vergangenen Woche Farb- und Steinanschläge verübt. Das geht aus einem Bekennerschreiben hervor, dass der taz vorliegt. Darin bekennen sich „Autonome Gruppen“ zu der Aktion. Sie begründen den Anschlag mit den „miserablen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie“ und kritisierten die Ausbeutung des „globalen Süden durch den Norden“.

„Bei den Filialen von zero (höheres Preissegment) und KiK (bekannter Discounter) entstand ein Scherbenhaufen, der daran erinnern soll, dass die Normalität von Ausbeutung und Unterdrückung angreifbar ist“, heißt es in dem Schreiben. Die Polizei bestätigte, dass es in der Nacht zum 27. Mai eine Sachbeschädigung am Laden „Kik“ in der Hastedter Heerstraße gab. Mehrere Scheiben seien eingeworfen und ein Beutel mit blauer Farbe geschmissen worden. Auch ein Pappschild sei hinterlassen worden, mit der Aufschrift: „Kapitalismus kills, Bangladesh 24.04.13“. Es werde wegen Sachbeschädigung ermittelt.

Mit dem Datum verweisen die VerfasserInnen auf den Einsturz einer Textilfabrik in Sabhar in Bangladesh am 24. April 2013. Dabei kamen über 1.000 Menschen ums Leben, über 2.000 Menschen wurden verletzt. Nach dem schweren Unfall war in der Öffentlichkeit vermehrt über die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken in Bangladesh und ganz Asien diskutiert worden.

„So gut wie alle präsenten Unternehmen lassen zu miserablen Bedingungen produzieren, egal, ob die Ware später billig oder teuer verkauft wird“, heißt es nun von den „Autonomen Gruppen“. Die ArbeiterInnen in den Fabriken in Asien befänden sich in einem „täglichen Überlebenskampf,“ die niedrigen Mindestlöhne würden nicht vor Armut schützen, die Arbeitszeiten seien zu lang, Brandschutzvorschriften würden nicht eingehalten und GewerkschafterInnen bedroht.  jpb