Der entschleunigte Fluss

PADDELREISEN Der Nord-Ostsee-Kanal hat der Eider einen Teil ihres Bettes und Wassers genommen – das sorgt für ruhige Fahrt

■ Nach Achterwehr über die A 210, Abfahrt „Achterwehr“ – Steg und Parkplatz Am Speicher, kurz hinter der Ortseinfahrt

■ Bootsverleihe: Kanus bei Röder, Am Speicher 3, ☎ 04340/80 57 oder Kajaks bei Christa Nikulski , Am Speicher 1, ☎ 04340/10 89

■ Einkehr: Restaurant „Steinfurther Mühle“, ☎ 04340/49 93 12 sowie im Café des Kajakverleihs

VON ESTHER GEISSLINGER

Eine Ente schnattert ihrer Kükenschar eine Warnung zu, und die braun-gelben Daunenbällchen treiben eilig zum bewachsenen Ufer. Eine Ringelnatter schlängelt sich mit gerecktem Kopf durch das braune Wasser. Wie immer zu Beginn der Saison sind die Tiere irritiert über den Bootsbetrieb, aber das legt sich rasch: Schon die nächste Ente wippt nur noch lässig mit dem Schnabel, als die Paddler vorbeiziehen.

Die Eider, Schleswig-Holsteins mächtigster Fluss und einstmals eine wichtige Schifffahrtsstraße, ist hier – im Bereich der Oberen Eider zwischen Achterwehr und dem Westensee – ein beschauliches Gewässer mit nur schwacher Strömung. Schuld ist der Nord-Ostsee-Kanal: Als die künstliche Wasserstraße Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Kiel und Brunsbüttel angelegt wurde, benutzten die Kanalbauer einen Teil des Eiderbetts. Der Fluss selbst wurde an zwei Stellen abgeklemmt und so eines Teils seines Wassers wie auch seiner Strömung beraubt. Eines der Fluss-Enden liegt im Zentrum von Rendsburg, das zweite an der Schleuse Strohbrück, die die Ober-Eider vom Kanal trennt. Dieses Hindernis erschwert Wanderpaddlern den Weg, Tagesfahrer dagegen profitieren, weil sie auf dem Fluss mühelos hin- und wieder zurückkommen.

Ein gut erreichbarer Startpunkt ist das Örtchen Achterwehr, das nahe an der Autobahn 210 liegt. Die öffentliche Einsatzstelle für Touren mit dem eigenen Boot ist ausgeschildert. Hier befinden sich auch zwei Bootsverleihe für Kajaks beziehungsweise Kanus und sogar Flöße für bis zu zwölf Personen. Diese mit Häuschen ausgestatteten Boote sind allerdings nur auf dem breiteren Eider-Ring-Kanal zugelassen, der nach etwa drei Kilometern an der Schleuse Strohbrück endet.

Für eine je nach Tempo Halb- oder Ganztagestour für Kajak, Faltboot oder Kanu bietet sich an, die Eider aufwärts, vom Steg nach links, zu paddeln. Schnell wird der Fluss schmaler und windet sich in sanften Kurven durch Wiesen und an Gärten vorbei. Im Frühjahr können noch einige Äste den Weg sperren, später in der Saison sind sie meist beiseite geschoben. Einige Pausenplätze – etwa an einer Fußgängerbrücke – sind gut zu erkennen und leicht anzusteuern.

Nach etwa fünf Kilometern öffnet sich die Eider auf den Westensee. Dieser steht unter Naturschutz und ist zudem größtenteils in Privatbesitz. „Wasserfahrzeuge ohne Motorkraft mit Ausnahme von Surfbrettern“ dürfen ihn zwar befahren, müssen dabei aber einige Regeln einhalten. So muss, vor allem zum Schutz einer nahen Seeadler-Kolonie, ein Abstand von 50 Metern bis zum Ufer gewahrt werden, außerdem sollten die Buchten nicht ausgefahren und der See zügig durchquert werden.

Als Faustregel gilt, dem Verlauf der Eider durch den See zu folgen, also sich am östlichen – aus Achterwehr kommend linken – Ufer zu orientieren. Dabei hilft eine Gewässerkarte. In einer flachen Bucht in der östlichsten Ecke des Sees ragen die Pfähle von Fischreusen aus dem Wasser, schräg dahinter öffnet sich ein schmaler Spalt in dem mit Bäumen, Schilf und Sträuchern bewachsenen Ufer:

Die Eider ist zu einem Flüsschen geworden, die Boote müssen ins Wasser ragenden Zweigen ausweichen. Im Sommer kann es durch Bewuchs teilweise sehr flach werden – an solchen Stellen hilft Staken besser voran als Paddeln. Kajaks und Sportboote mit engem Wendekreis sind auf diesem Teil der Eider geeigneter als Kanus.

Auf etwa halber Strecke quert eine Brücke den Flusslauf, über die ein belebter Wander- und Radweg führt. Hier muss über die bewachsenen und recht steilen Ufer umgetragen werden. Dafür belohnt das letzte Stück der Strecke: In engen Kurven führt der Fluss durch eine fast unberührte Natur, in der Reiher und mit etwas Glück sogar Eisvögel aufsteigen und Fische neugierig den Paddlern folgen.

Der Weg endet an einem steinigen Ufer. Von hier führt ein Trampelpfad auf eine Straße. Wer den Fluss weiter hinaufpaddeln will, muss bis hinter das Wehr umtragen. Ansonsten geht es auf demselben Weg zurück zum Startpunkt am Steg in Achterwehr. Spätestens hier kann auch gebadet werden: Die Eider wirkt zwar trüb durch die vielen Partikel, die im Wasser treiben, das Wasser ist aber sauber genug. Und die Enten stören sich an Schwimmern noch weniger als an Paddlern.