Will Bürger beteiligen

Eine 71-jährige, pensionierte Richterin bringt die hauptstädtische Politiklandschaft durcheinander. Manuela Carmena ist die Spitzenkandidatin der Bürgerliste „Ahora Madrid“ – „Jetzt Madrid“. Am kommenden Sonntag will sie der konservativen Anwärterin auf das Bürgermeisteramt, der regionalen Vorsitzenden der Volkspartei (PP) und ehemaligen Landesmutter der Region Madrid, Esperanza Aguirre, den Weg ins Rathaus verbauen.

Laut Umfragen könnte dies gelingen, wenn auch knapp. Es ist ein symbolträchtiger Kampf für Gerechtigkeit, gegen Korruption. Gegen fast alle engen Vertrauten von Aguirre wird ermittelt: Als sie in der Region regierte, waren Madrid und die umliegenden Dörfer das Herzstück des Korruptionsgeflechts rund um die PP.

Carmena ist eine Vorreiterin im spanischen Justizwesen. Mit 33, kurz nach Ende der Franco-Diktatur, gehörte sie einer Kanzlei von Arbeitsrechtlern in Madrid an. Fünf ihrer Kollegen wurden bei einem faschistischen Überfall erschossen. Mit 45 wurde sie Haftrichterin. Sie war Dekan der Richter in Madrid, Mitglied des staatlichen Richterrates, Berichterstatterin für Menschenrechte der Vereinten Nationen.

Heute unterhält sie einen kleinen Laden für Babykleidung die von inhaftierten Frauen hergestellt wird. Wenn sie im Wahlkampf begeistert als „Bürgermeisterin!“ gefeiert wird, bleibt Carmena ruhig. „Bürgermeister werdet ihr alle sein. Ich fordere euch heraus. Ihr kommt mir nicht so einfach davon“, verspricht sie Bürgerbeteiligung für das künftige Madrid. RW